SS-Untersturmführer

* 31.08.1908 in Breitbrunn (Gemeinde Hörsching)
† 02.11.1982 in
Linz

Österreicher

Beruf: Baumeister/Hochbauingenieur

Fritz war der Sohn von Agathe und Josef Ertl. Seine Mutter Agathe, geborene Becker wurde am 6. März 1881 in Lichtenegg (Niederösterreich) geboren, sein Vater Josef am 7. Januar 1869 in Kirchstetten (Niederösterreich).
Die Eltern hatten 1899 in Thening bei Linz geheiratet. Der Vater war von Beruf Baumeister, seine Mutter Hausfrau und Mutter.
Der Vater starb am 15. Mai 1935
Ertl hatte fünf Geschwister, zwei davon älter als er, Ernst und Lotte, drei davon jünger: Agathe, Ilse und Herbert.

1914 - 1919
Grundschule in Thening bei Linz

1919 - 1923
Realschule (Mittelschule) in Linz

1923 - 1927
Bundeslehranstalt für Hochbau, Elektrotechnik und Frauengewerbe in Salzburg
(Parallel hat Ertl eine Lehre als Maurer im väterlichen Baugeschäft in Linz absolviert. Offenbar jeweils in den Sommerferien, von Juli bis September, arbeitete er dort.)

30.06.1927
Das Reifezeugnis vom 30. Juni 1927 gibt Auskunft über alle in den vier Jahren belegten Fächer und zeigt, dass Fritz Ertl ein guter Schüler war: 14 „sehr gut“, 12 „gut“ und ein „genügend“ in Maschinenkunde.

00.08.1927 - 00.04.1928
Polier im väterlichen Geschäft (am „Bau zweier Einfamilienhäuser“ beteiligt)

31.08.1927
Am 31. August 1927, an seinem 19. Geburtstag, erhielt Ertl den „Lehr-Brief“ des Maurer-Handwerks der „Genossenschaft der Baumeister Oberösterreichs in Linz“.

22.10.1927
In einem Dokument vom 22. Oktober 1927 gibt Ertl die Berufsbezeichnung „Bautechniker“ an.

1928 - 1931
am Bauhaus Dessau (schloss seine Ausbildung als Diplom-Architekt ab)
(Fritz Ertl kam im Frühling 1928, in seinem 20. Lebensjahr, zum Sommersemester nach Dessau. Warum er sich entschied am Bauhaus zu studieren, welchen Einfluss gegebenenfalls die Familie, sein damaliges Linzer Umfeld oder seine schulische Vorbildung dabei hatten, bleibt im Dunkeln. Die Voraussetzungen, um am Bauhaus für die Baulehre aufgenommen zu werden, erfüllte Ertl)

00.06.1929 - 00.04.1930
Juni 1929, (im dritten Semester, bis April 1930), so ist im Bauhaus Diplom vermerkt, war er „beurlaubt zur mitarbeit bei herrn architekt anton brenner wien.)

00.06.1931
Ertl erhält sein Bauhaus-Diplom

01.11.1931
Beginn des Arbeitsverhältnisses im Familienbetrieb

24.04.1934
Prüfung zum Baumeister

ab 00.04.1938
Mitglied der SS (Mitglieds Nu. 417 971)

ab 01.06.1938
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 6 418 769)
(Der Karteikarte Ertls in der NSDAP-Zentralkartei ist zu entnehmen, dass Ertl am 1. Mai 1938 Parteimitglied (Nr. 6.318.769) wurde, jedoch ist in der Sparte „Aufnahme beantragt am“ der 18. Juni desselben Jahres eingetragen. Eine Mitgliedskarte wurde offenbar, so ist weiter vermerkt, am 30. Juni 1939 erstellt Im „Personal-Fragebogen zum Antragschein auf Ausstellung einer vorläufigen Mitgliedskarte und zur Feststellung der Mitgliedschaft im Lande Österreich“, handschriftlich datiert (und unterzeichnet) vom 18. Juni 1938, ist in der Sparte, in der vermerkt werden sollte, wann „der erstmalige Eintritt“ in die Partei erfolgte, der „1. Februar 1938“ angegeben.)
(im Wirtschaftsbeirat der Kreisleitung Linz-Stadt als Sachbearbeiter Bauwesen tätig.)

ab 01.07.1938
Mitglied der Reichskammer der Bildenden Künste

Mitglied im „Deutschvölk. Turnverein Salzburg u. Linz 1862

Mitglied in der „Burschenschaft ‚Gothia‘ Salzburg“
(Die Burschenschaft Gothia Salzburg, gegründet 1888, war bis 1992 keine akademische Verbindung, sondern eine Pennalie, also eine Schülerverbindung. Ab 1925 war sie eine ‚technische‘ Verbindung, also eine Vereinigung, deren Mitglieder höhere technische Schulen besuchten; sie war bis 1992 Mitglied im Conservativen Delegierten-Convent (CDC) und ist seit 1998 Mitglied in der Deutschen Burschenschaft in Österreich (DBÖ), dem Dachverband der schlagenden akademischen Verbindungen in Österreich)

bis Mitte November 1939
Mitarbeit im Bauunternehmen seiner Familie

ab 15.11.1939
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS

nimmt als Angehöriger der Waffen-SS am Polen Feldzug teil

ab 00.11.1939
mit der 8. SS-Totenkopf-Standarte in Krakau stationiert

27.05.1940
Ertl wurde am 27. Mai 1940 nach
Auschwitz zum SS-W.V.H.“ kommandiert, seine Versetzung dorthin erfolgte aber erst am 31. März 1941

27.05.1940 - 00.01.1943
Angehöriger der ZBL (Leiter der Abteilung Hochbau) im KL Auschwitz
(Schrieb den Aktenvermerk vom 19.08.1942 Betr.: Anwesenheit von Obering. Prüfer der Fa. Topf u. Söhne Erfurt, bezüglich Ausbau der Einäscherungsanlagen

20.04.1941
Beförderung zum SS-Rottenführer

01.11.1941
Beförderung zum SS-Unterscharführer

00.11.1941
SS-Obersturmführer Dejaco Walter und Ertl, der mittlerweile Abteilungsleiter für Hochbau ist, feiern November 1941 in der nahen Großstadt Kattowitz und verprügelen auf der Rückfahrt einen Schaffner, der aufs Schließen der Zugtür gedrängt hatte. Ein SS-Gericht verurteilt Dejaco zu drei Monaten Haft, doch der SS-Reichsführer Heinrich Himmler in Berlin verkürzt persönlich die Strafe, denn Dejaco wird gebraucht. Kurz nach seiner Tat wird er zum Sonderführer ernannt.

01.01.1942
Beförderung zum SS-Untersturmführer-Fachführer

13.01.1942
Erste Bestrebungen eine Heirat vorzubereiten
(SS-Erbgesundheitsbogen Fritz Ertl vom 13. Januar 1942)

30.01.1942
Am 30. Januar 1942 beriet Rudolf Höß mit Bischoff und Ertl (seit Januar als Fachführer-SS Bischoffs Stellvertreter), wie die ‚vordringlichen Bauaufgaben im Jahr 1942‘ bewältigt werden könnten. Um den Arbeitseinsatz für das Jahr 1942 in geordnete Bahnen zu lenken und den größtmöglichen Einsatz zu erreichen, vereinbarte man, daß für die Errichtung der geplanten Neubauten 2000 einsatzfähige Häftlinge abgestellt werden. Insgesamt 14 Bauvorhaben wurden als vordringlich angesehen

10.03.1942
Am 10. März 1942 wurde Ertl „vom Reichsführer-SS für die Dauer seiner Dienstleistung beim SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt mit Wirkung vom 1. Januar 1942 zum Sonderführer der Waffen-SS ernannt. Dienstgrad: Untersturmführer (S). Am 1. August 1942 wurde diese Beförderung durch eine weitere Ernennung ‚überboten‘.

01.08.1942
Ernennung zum Sonderführer der Waffen-SS im Rang eines Untersturmführer

19.08.1942
Am 19. August 1942 traf sich Prüfer mit dem SS-Unterscharführer Fritz Ertl, der Chef der Abteilung Hochbau in der Zentralbauleitung war, um den Ausbau der Kremierungseinrichtungen im KGL zu erörtern.

21.08.1942
Am 21. August 1942 erstellte Ertl einen Aktenvermerk, in welchem die Ergebnisse der Unterredung festgehalten wurden.
»Bezüglich Aufstellung von je 2 Dreimuffelöfen bei den „Badeanstalten für Sonderaktionen“ wurde von Ing. Prüfer vorgeschlagen, die Öfen aus einer bereits fertiggestellten Lieferung nach Mogilew in Weißrußland abzuzweigen, und wurde sogleich der Dienststellenleiter, welcher beim SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt in Berlin anwesend war, hiervon tel. in Kenntnis gesetzt und gebeten, das weitere veranlassen zu wollen.«

13. - 15.10.1942
Ertl reist nach Berlin, um dort in Ämtern über Materialzuweisungen zu verhandeln und sich mit Geschäftspartner zu treffen.

00.01.1943
Ende Januar 1943 schied er aus der Zentralbauleitung Auschwitz aus.
(Auf den 22. Januar 1943 ist die Entlassungsurkunde datiert und mit Wirkung vom 25. Januar 1943 wurde Ertl „seiner Dienststellung als Fachführer enthoben“ und trat „auf Grund dieser Anordnung in sein Wehrverhältnis vor Einberufung zum Sonderdienst zurück.)

03.02.1943
am 03.02.1943 zum Ersatztruppenteil nach Dresden versetzt. (vermutlich Strafkompanie) Ertl hatte eine Liebesbeziehung zu einer Polin, die jener im Winter 1942 einging und der später ein unehelich geborener Sohn entspross. Diese Beziehung wurde von seinen Kameraden missbilligt. Erst nachdem seine Geliebte als Volksdeutsche eingestuft worden war, kam es im August 1943 zur Heirat.
(Ehefrau:
Hildegard (Genia) Gertrud ERTL (geb. KLONEK) * 1919 (Eltern: Thomas Franz KLONEK und Elisabeth Gurturd KLONEK)
Thomas wurde am 27. Februar 1897 in Bobretz geboren.
Elisabeth wurde am 7. November 1895 in Oppeln Schlesien geboren.
Hildegard hatte 4 Geschwister: Anne Marie ROSSMANITH (geb. KLONEK) und 3 weitere Geschwister .
1943 heiratete Fritz Hildegard Klonek, die 1942 einen gemeinsamen Sohn geboren hatte.
Sie hatten 2 Kinder: Günther Ertl am 2. Oktober 1942 in Innsbruck geboren und Werner Ertl.
Hildegard starb 1983, im Alter von 64 Jahren)

ab 00.05.1943
beim Pionierbataillon der SS-Kavallerie-Division eingesetzt und gehörte dem Stab beim SS-Truppenübungsplatz Heidelager an.
(„Der Reichsführer-SS befahl auf Grund der Verfügung Oberkommando der Wehrmacht Nr. 3032 vom 21. Dezember 1939 im Juni 1940 die Errichtung eines SS-Truppen-Übungsplatzes im Raume ostwärts Debica im General-Gouvernement. Mit Verfügung des Kommandos der Waffen-SS vom 26. Juni 1940 wurde die Kommandantur SS-Truppenübungsplatz Ostpolen errichtet, die anfangs in Krakau arbeitete. Die Ausführung der Planung des Platzes war Aufgabe des SS-Hauptamtes ‚Haushalt und Bauten‘. Aufgebaut als Barackenlager mit vier Ringstraßen, sollte es am 1. Oktober 1940 für zwei verstärkte Infanterie-Regimenter fertiggestellt sein. Aber erst im Frühjahr 1941 konnte der nunmehrige SS-Tr.-Üb.-Pl. Debica zur Gefechts- und Verbandsausbildung bezogen werden. Bei ständiger Verbesserung der Anlagen erfolgte am 15. III. 1943 die Umbenennung des Platzes in Heidelager. Bei der Räumung des Gebietes 1944 wurde das gesamte Lager durch Feuer vernichtet.)

00.05.1943 - 00.05.1944
Angehöriger des SS-Pi. Btl. 8 ‚Florian Geyer‘

08.07.1943
Schreiben von Walter Dejaco am 8. Juli 1943 an das RuSHA
Anders als Ertl wohl erwartete, lehnte Dejaco die Bürgschaft (Erlaubnis einer Eheschließung Ertls) ab: nicht nur, dass er anmerkt, dass Klonek, anders als von Ertl angegeben, nicht dauerhaft in Zirl/Tirol lebte, er gibt auch folgendes an:
„Es ist mir bekannt, dass ihr Vater polnischer Volkszugehörigkeit war, als polnischer Polizist in Königshütte Dienst tat und seit dem Polenfeldzug angeblich verschollen ist. H. Klonek besitzt einlediges Kind von einem Polen und ist, vorwiegend aus diesem Grunde, Angehörige der Volksgruppe III. Abgesehen von schlechten charakterlichen Eigenschaften, halte ich die H. Klonek aus diesen Gründen, als Frau für einen SS-Mann, nicht geeignet.“
Ambivalent ist, dass Dejaco, trotz dieses Schreibens, später der Trauzeuge Ertls war

16.06.1943
Schreiben von Fritz Ertl an das RuSHA vom 16. Juni 1943, Betreff: Verlobungs- und Heiratsgesuch

14.07.1943
Nachdem ihr alle notwendigen Unterlagen zugegangen waren und sie – trotz der Einschätzung Dejacos – keine Einwände gegen die Heirat fand, bewilligte das RuSHA am 14. Juli 1943 die Eheschließung zwischen Ertl und Klonek.

05.08.1943
Am 5. August 1943 heirateten Hildegard (Genia) Gertrud Klonek u. Ertl Fritz am Standesamt in Gleiwitz (Gliwice)

20.12.1943 - 20.02.1944
Fronteinsatz in Rußland – Bandenbekämpfung

21.02.1944 - 18.03.1944
Fronteinsatz in Kroatien - Bekämpfung der Bandenbewegung im Südostraum in Kroatien

15.05.1944
am 15.05.1944 »im Zuge der Besetzung Ungarns zum Beauftragten des Amtsgruppenchefs C beim SS-Wirtschafter in Ungarn abkommandiert«

01.08.1944
Personal-Antrag des Amtsgruppenchefs C vom 1. August 1944 an das SS-Personalhauptamt
(SS-Uscha. Ertl ist z. Zt. beim Beauftragten des Amtsgruppenchef C beim SS-Wirtschafter ‚Ungarn‘ in Budapest eingesetzt und soll zum 15.8.44 zur Bauinspektion ‚Schlesien‘ versetzt werden. Er war bereits SS-Untersturmführer (F) bei der Amtsgruppe C und wurde am 25.1.43 seiner Dienststellung als Fachführer enthoben, da er auf Grund der Aktion ‚Unruh‘ zur Truppe versetzt wurde. Da es sich bei E. um eine besonders tüchtige Fachkraft handelt, wurde er im Zuge der ‚Keppler‘ Aktion bei der Truppe angefordert und mit Wirkung zum 15.5.44 zum Beauftragten des Amtsgruppenchefs C beim SS-Wirtschafter in Ungarn versetzt. Auf Grund seiner jetzigen Dienststellung, seiner fachlichen Kenntnisse und technischen Fähigkeiten ist seiner Wiedereinstellung als SS-Untersturmführer (F) aus dienstlichen Gründen unbedingt erforderlich.“)

15.08.1944
Beförderung zum SS-Untersturmführer

15.08.1944
Mit Wirkung vom 15. August 1944 wurde Ertl vom „SS-Unterscharführer der Reserve“ wieder in den Rang eines „SS-Untersturmführers (F)“ im Bereich Bauwesen beim WHVA gehoben und war fortan für die Bauinspektion der Waffen-SS und Polizei Schlesien tätig, dort im Bereich der Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Breslau.

00.10.1944
Oktober 1944 Bauleiter in Breslau und dann für den Bau eines Hauptquartiers vorübergehend nach Arnstadt versetzt.

01.12.1944
In einer Kommandierungsverfügung vom 1. Dezember 1944, von der Bauinspektion Schlesien abkommandiert, und zwar zum „SS-Wirtschafts-Verwaltungs-Hauptamt – Amtsgruppe C – Aussenstelle X (geheim)“.

Nach 1945
Nach Ende des Kriegs geriet er in Linz in amerikanische Gefangenschaft und war im Lager Hallein (Salzburg) interniert.
(Laut Certificate of Discharge wurde er am 18. Mai 1946 entlassen, Certificate of Discharge, versehen mit einem Stempel vom 3. Juli 1946 in Hallein und mit einem Stempel des 42nd Infantry Division Headquarters)

03.07.1946
Am 3. Juli 1946 kehrte er zurück nach Linz, um weiterhin im Familienbetrieb tätig zu sein.

1949
1949 schied er aus dem Familienbetrieb aus, erhielt die Baumeisterkonzession und war fortan Inhaber eines Baumeister-Betriebs.

12.05.1952
am 12. Mai 1952 entschied die Beschwerdekommission, dass Ertl zwar als NSDAP-Mitglied und damit als ‚minderbelastet‘ registriert bleibe, jedoch sah die Kommission davon ab, ihn als SS-Mann, und damit als ‚belastet‘, zu führen, da, so heißt es in der Begründung „ der Betroffene unter Beweis stellte, dass er niemals Mitglied der allgemeinen SS gewesen sei und die in der Auskunft der Zentralevidenz in Berlin angeführten Dienstgrade nur solche der Waffen-SS gewesen seien.

1961
1961 erstattet der Auschwitz-Überlebende Hermann Langbein Anzeige gegen die Waffen-SS-Männer Walter Dejaco und Fritz Karl Ertl.

20.11.1964
Vernehmung Fritz Ertls durch das Bezirksgericht Linz

26.05.1971
Vernehmung Fritz Ertls durch das Bezirksgericht Linz

02.06.1971
Vernehmung Fritz Ertls durch das Bezirksgericht Linz

00.01.1972
Zum Prozess kommt es erst ab Januar 1972. Das Dokumentenmaterial belastet vor allem Dejaco schwer, die Baupläne der Krematorien tragen seine Unterschrift. Er streitet jedoch ab, dass die Anlagen zum Umbringen von Menschen dienten. Der Zeugenbeweis platzt, weil viele Zeugen schon sehr alt sind oder sich nicht mehr an Details erinnern können.

Auszug aus der Anklageschrift vom 18. Juni 1971 gegen Walter Dejaco und Fritz Ertl vor dem Landgericht Wien:
(Vorsitzenden Richter Dr. Reisenleitner
Ihre Bautätigkeit war von vornherein auf ein kurzfristiges Vegetieren der Häftlinge ausgerichtet, und stellte eine Verhöhnung der elementaren Grundsätze der Bautechnik dar. Dass sich die Beschuldigten sehr wohl bewusst waren, dass die von ihnen ohne Fenster und ausreichende Belüftung gebauten, eng nebeneinander liegenden Baracken, keinen ausreichenden Lebensraum für Menschen boten, ersieht man aus ihrem Bemühen, die für die Wachhunde und Kühe bestimmten Baracken durch entsprechende Belüftung zu verbessern, um eine gesunde Haltung der Tiere zu gewährleisten.

Die Zentralbauleitung in der Nähe der Kommandantur wurde aufgelöst und das Gebäude im Laufe des Jahres 1944 versiegelt. Bei der Vernichtung der Unterlagen des Konzentrationslagers im Januar 1945 durch die SS wurde das stillgelegte Gebäude der Zentralbauleitung als Dienststellen-Archiv vergessen und die Unterlagen später größtenteils in Staatsarchive nach Moskau geschafft. Bei der Aufteilung der Akten in der direkten Nachkriegszeit verblieb ein kleinerer Teil seiner Akten in Polen. In den Bauunterlagen finden sich auch Bestellungen für Gasprüfgeräte und Spezialtüren, deren Zweckbestimmung eindeutig ist.

2008 in Deutschland entdeckte Original-Baupläne der Bauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz wurden 2009 der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel übereignet.

LG Wien
27c Vr 5193/60