Gestapoleitstelle Wien
Übersicht
Wien 1 Morzinplatz 4 Hotel Metropol (Hotel Métropole)
1873 von den Architekten Carl Schumann und Ludwig Tischler zur Weltausstellung in Wien am von 1888 an Morzinplatz genannten Platz beim Franz-Josefs-Kai erbaut.
Das Haus wurde von den Einheimischen angeblich als „jüdisches Sacher“ bezeichnet, weil es in der Ausstattung dem Hotel Sacher entsprochen haben soll und die Eigentümerfamilien Klein und Feix jüdischen Glaubens waren
Das Hotel „Metropole“ wurde laut Grundbucheintragung vom 26. März 1938 von der Gestapoleitstelle Wien am 25. März 1938 beschlagnahmt. Schon am 24. Juni 1938 verfügte die Gestapoleitstelle Wien, dass die Eigentumsrechte für das Deutsche Reich, Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern, im Grundbuch einverleibt werden.
Er richtete hier die Staatspolizeileitstelle Wien ein (und dekretierte, dass das Gebäude nicht weiter Hotel Metropol zu nennen sei). Mit 900 Beamten der Kriminalpolizei und vielen Angehörigen der SS war das Haus die größte Dienststelle der Gestapo im „Großdeutschen Reich“; die Gestapo zählte insgesamt rund 18.000 Beamte.
Nach der Volksabstimmung am 10. April 1938 wurde mit den Umbauarbeiten des 500 Räume umfassenden Gebäudes begonnen. So wurden beispielsweise die im Parterre gelegenen Lesezimmer, Aufenthaltsräume und Garderoben zu Zellen des „Hausgefängnisses“ umgebaut, ebenso das Kellergeschoss, das darüber hinaus sowohl als Kohlenlager als auch als Folterraum verwendet wurde. Häftlinge, die im Haus vernommen werden sollten, wurden im „Hausgefängnis“ untergebracht.
Obwohl die Gestapo bereits ab April 1938 ihren Dienst am Morzinplatz aufnahm, schien diese Adresse im Bewusstsein der Öffentlichkeit weiterhin mit dem Hotel Metropole verbunden zu sein– sehr zum Missfallen der Gestapo – wie ein eindringlicher Aufruf in der Amtlichen Linzer Zeitung vom 2. Dezember 1938 (S 3) verdeutlichte:
Die Staatspolizeileitstelle Wien hat ersucht, künftighin sowohl bei Briefanschriften als auch im übrigen amtlichen Verkehr von der Bezeichnung „Hotel Metropole“ unter allen Umständen abzusehen, da es dieses Hotel nicht mehr gibt.
Die Anschrift der Dienststelle lautet ausschließlich:
Geheime Staatspolizei
Staatspolizeileitstelle Wien
in Wien 1., Morzinplatz 4
Über fünfhundert Menschen mussten täglich zum Verhör in das Gebäude kommen, unter Gefahr, misshandelt und gefoltert zu werden. Im Sommer 1938 war der letzte Bundeskanzler des Ständestaates, Kurt Schuschnigg, hier Monate lang inhaftiert.
Trotz schwerer Gebäudeschäden durch zwei Bombentreffer wurde der Dienstbetrieb am Morzinplatz weiterhin aufrechterhalten, bis das Gebäude am 6. April 1945 schließlich geräumt wurde. Die Ruine wurde von der Waffen-SS noch zur Sprengung vorbereitet, diese aber nicht mehr durchgeführt, und der endgültige Abriss erfolgte 1948. In den 1960er-Jahren wurde auf dem Areal ein Wohn- und Bürobau errichtet, der nach dem ersten Bundeskanzler der Zweiten Republik Leopold Figl – ebenfalls ein Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft – benannt wurde.
Eine Gedenkstätte in der Salztorgasse und ein Mahnmal am Morzinplatz erinnern an die Opfer der Gestapo Wien.