Frühes Konzentrationslager

Bezeichnung: Oberer Kuhberg

Gebiet:
Württemberg

Eröffnung:
Ende November 1933

Aufbau und Unterkünfte der Gefangenen
Die Kommandantur war der Haupteingang des KZ. Direkt dahinter befand sich der Appellplatz, auf dem sich die Häftlinge täglich versammeln mussten. Das ganze Gelände ist von einer hohen Mauer umgeben, welche gleichzeitig die Kasematten, die ehemaligen Unterkunftsräume der Gefangenen, beinhaltet. Auf dem restlichen Gelände und in den Ecktürmen der Anlage verteilten sich schließlich die Unterkünfte der Wachmannschaft, die Küchenräume und die Krankenstation.
Die Kasematten wurden in drei Stufen unterteilt: Haupttraverse, innere Kasematten und äußere Kasematten. Je nach Gefährlichkeit des Gefangenen wurde er einer der drei Stufen zugeteilt. Vor allem in Stufe 3 wurde jeder Tag zur Qual. Lichtlos, eng, nass und unbeheizt mussten die Häftlinge ausharren, ohne die Möglichkeit zu arbeiten und mit minimaler Versorgung. Auch sanitäre Anlagen gab es nicht, auf Befehl mussten die Häftlinge ihre Notdurft verrichten. Nachts wurde ein Eimer für 50 Mann aufgestellt, der „bis zum Morgen übervoll war und im ganzen Gang einen bestialischen Gestank verbreitete.“
Neben den Unterkünften gab es auch Arrestzellen im Keller des Kommandanturgebäudes und die „Strafbunker“, zwei unter dem Eingang zum Kommandoturm gelegene Zellen. Wer beim Stehlen von ein paar Kohlen oder Lebensmitteln von den SA-Wachmännern erwischt wurde, kam sofort in Arrest. Oft wurden auch banale Ereignisse als Grund für Arrest genutzt, je nach Willkür und Laune der Soldaten. Der Gefangene war dort in vollkommene Dunkelheit gehüllt, es gab keine sanitären Einrichtungen und kaum Nahrung. Mehrere Wochen in diesem Gefängnis führten oft zu massiven gesundheitlichen Problemen.

Misshandlungen und Strafen
Demütigung und Misshandlung der Häftlinge durch die SA Wachmannschaft war im KZ Oberer Kuhberg an der Tagesordnung. Beim täglichen Exerzieren und dem Kleiderappell fanden sich immer Gründe für eine Strafe. „Ein Sonntag ist mir noch in Erinnerung, da mussten wir siebenmal zum Kleiderappell antreten, und jedes Mal dauerte es mindestens eine Stunde“ . Oft wurden den Häftlingen Aufgaben gegeben, welche gar nicht erfüllt werden konnten. Zur Strafe musste dann wieder stundenlang exerziert werden. Auch körperliche Gebrechen wurden gnadenlos ausgenutzt: Ein Einarmiger musste regelmäßig die Handpumpe des Brunnens bedienen. Todesfälle gab es im Lager allerdings nicht: Wer kurz vor dem Zusammenbruch stand, wurde entlassen.

Schließung:
11.07.1935, etwa 30-50 Häftlinge wurden in das KZ Dachau überstellt.

Häftlinge:
Die Belegungsstärken beliefen sich bei Einrichtung des Lagers auf etwa 260 und bei Schließung des Konzentrationslagers auf etwa 50 Häftlinge. Insgesamt waren zwischen 600 bis 1.800 Personen inhaftiert. Die Schutzhäftlinge kamen aus ganz Württemberg. Mindestens 159 waren in der KPD und mindestens 19 in der SPD.

Geschlecht:
Männer

Kommandant Karl Buck
Karl Buck war neben Ulm auch in KZs in Heuberg, Welzheim und Schirmeck tätig. Obwohl er laut Aussagen der Gefangenen nie persönlich gegen sie vorgegangen sei, war er doch verantwortlich für die Taten seiner Wachmannschaften. Es ist auch sicher, dass durch seinen Druck die Wachmänner noch besonders angestachelt wurden und unter Umständen auch teilweise ihre eigenen Grenzen überschritten, was Gewalt gegenüber Menschen angeht. 1945 wurde Buck von einem französischen Gericht zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde aber nie vollstreckt. Nach seiner Auslieferung an Deutschland wurde er 1955 sogar begnadigt und lebte dann mindestens 25 weitere Jahre in Rudersberg bei Welzheim.

Art der Arbeit:
Einsatz in der Reparaturwerkstätte des Heeres auf der Festung Schirrhof; Straßenbau; Arbeit in der Pflanzenschule, Schneider- und Schusterarbeiten, Arbeit im Steinbruch Oberer Eselsberg.

Bemerkungen:
Ein Vorkommando von Häftlingen aus dem KZ Heuberg mußte auf dem südlich von Söflingen gelegenen Fort Oberer Kuhberg ein KZ einrichten. Ende November trafen Häftlinge aus dem Ulmer Garnisonsgefängnis ein. Die Häftlinge mußten in den notdürftig hergemachten Kasematten übernachten. Die Wachmannschaften bestanden aus SA-Leuten, die die Häftlinge beständig demütigten und mißhandelten.