Arbeitserziehungslager der Gestapo

Bezeichnung:

Gebiet: Nordwestrussland, Oblast Kaliningrad, Rajon Polessk
Hohenbruch, das bis 1938 Lauknen hieß, liegt im Großen Moosbruch, einem Moorgebiet nahe dem Kurischen Haff. Auf Russisch heißt der kleine Ort Gromowo.

Unterstellung: Gestapo in Königsberg

Eröffnung: August 1939
(seit Kriegsbeginn wurde das Zuchthaus von Hohenbruch als Haftlager genutzt und war der Königsberger Staatspolizeileitstelle unterstellt. Bereits in der Frühphase der Herrschaft der NSDAP waren hier Kommunisten aus dem gesamten Kreis Labiau inhaftiert.)
Spätestens 1943 zählten zudem ostpreußische Sinti, die vom ›Zigeunerlager‹ Contiener Weg in Königsberg überstellt wurden, zu den Häftlingen.

Schließung: Januar 1945

Häftlinge:
Der prominenteste Häftling, Seweryn Pieniężny, Eigentümer und Chefredakteur der Gazeta Olsztynska, wurde im September 1939 verhaftet, nach Hohenbruch verschleppt und im Februar 1940 erschossen.

Geschlecht: Frauen und Männer

Einsatz der Häftlinge bei:

Art der Arbeit:
Die Insassen wurden vornehmlich bei der Moorentwässerung eingesetzt.

Bemerkungen:
Gromowo ist ein Dorf in der Oblast Kaliningrad der Russischen Föderation im Bereich Sławskie in der Nähe des Kurischen Haffs, im Wald, etwa 3 km vom Dorf entfernt befand sich das Konzentrationslager Hohenbruch (Arbeitserziehungslager der Gestapo in Königsberg unterstellt).
In der Anfangszeit wurden hier vor allem Polen inhaftiert: Mitglieder und Aktivisten des Bundes der Polen in Deutschland (Związek Polaków w Niemczech), Vertreter der polnischen Intelligenz aus dem Ermland, aus Masuren, Powisle und Kujawien, darunter Lehrer, Priester, Zollinspektoren sowie Studenten der Königsberger Universität.
Zu den Inhaftierten gehörten ferner Deutsche, Juden, Russen, Litauer, Tschechen und Angehörige anderer Nationalitäten.
Viele Häftlinge wurden hier erschossen, darunter der Herausgeber und Redakteur der Allensteiner Zeitung (Gazeta Olsztyńska) Seweryn Pieniezny.

Die Juden wurden besonders diskriminierend gequält. So soll der Lagerleiter Pust sie durch Prügel gezwungen haben, ihre eigenen Exkremente aufzulecken.

nach 1945
Heute sind am Standort des ehemaligen Lagers einzig die beiden Flügelgebäude des Zuchthauses, die früher den Lagerzugang säumten, noch zu sehen. Infolge der Vertreibung der deutschen Bewohner und der Neubesiedlung durch russische Zuwanderer vollzog sich ein vollständiger Bevölkerungsaustausch. Es ist daher nicht verwunderlich, dass unter den heutigen Anwohnern kaum jemand diesen Teil der Geschichte des Ortes kennt. Außer wenigen baulichen Überresten – Fundamenten, Kellerresten und den zwei Gebäuden – finden sich auf dem Gelände des ehemaligen Lagers keine Spuren mehr. Auch sonst weist nichts auf dessen Existenz hin.

Im März 2011 wurde etwa acht Kilometer vom eigentlichen Lager entfernt ein Gedenkstein eingeweiht, dessen russisch-polnische Inschrift unter anderem folgende Information enthält: »An dieser Stelle befand sich von August 1939 bis Januar 1945 das deutsch-faschistische Polizeilager ›Hohenbruch‹.« Auch Juden werden als Opfergruppe erwähnt. Als Verantwortliche für Gedenkstein und Inschrift sind die »Regierung des Kaliningrader Gebiets der Russischen Föderation und die Regierung der Republik Polen« genannt. Am Standort des Steins befand sich ein Reichsarbeitsdienstlager. Hier sind, anders als beim Arbeitserziehungslager, noch zahlreiche eindeutige Spuren sichtbar. Offensichtlich kam es zu einer Verwechslung des Reichsarbeitsdienstlagers mit dem Konzentrationslager Hohenbruch.