Judenhaus

Das Anwesen Hannover Wunstorfer Straße 16 A befand sich im Besitz der Familie Rüdenberg.
Die Familie Max Rüdenberg war jüdischen Glaubens und eine der hochangesehenen Familien Hannovers. Max Rüdenberg war unter anderem Ratsherr der Stadt, Mitbegründer des Kestner-Museums, Schatzmeister und im Vorstand der limmerschen Warteschule, einer sozialen Einrichtung, ebenso Geschäftsführer der privaten Küchengarten-Güterbahnhof-Gesellschaft. Er hatte unter anderem ein Büro in seinem Wohnhaus. Nach der Machtübernahme 1933 durch die NSDAP wurde das gesamte Schwanenburggelände im Zuge der "Arisierung“ enteignet und ging in den Besitz der Stadt Hannover über. Das Wohnhaus der Familie Rüdenberg wurde zum ,,
Judenhaus“ erklärt, wo Juden und „unerwünschte Elemente“ bis zu ihrer Deportation zwangseingewiesen wurden.
50-60 Personen sollen hier gelebt haben, wobei den einzelnen Familien nur je eine Schlaf- und Sitzgelegenheit zustand. Ein Teil der meist alten Menschen musste zusätzlich ein Lagerhaus auf dem Grundstück bewohnen.

Im Adressbuch der Stadt Hannover wird für die Jahre 1939-1942 unter der Anschrift Wunstorfer Straße 16 ein Rüstungsbetrieb, die Firma H. (Heinrich) Sukohl & Co. Flugzeugteile angegeben. Dieses Unternehmen findet sich ab April 1942 in Berlin-Schöneberg und Luckenwalde wieder. Zumindest in Berlin wird dieses Untenehmen als eines der Untenehmen genannt, in welchem Zwangsarbeiter beschäftigt wurden. Von 1942 bis 1953, war im Hause Wunstorfer Straße Nr. 16 A das Geschäft F. Ehnert - Papierwaren und Bürobedarf ansässig.

Das Anwesen überstand den zweiten Weltkrieg ohne Zerstörungen und war damit einer der wenigen Plätze, an denen in der Nachkriegszeit schon frühzeitig wieder Kulturveranstaltungen stattfinden konnten. Es war inzwischen auch noch ein Kinobetrieb hinzugekommen, die 'Schwanenburg-Lichtspiele', die im unteren Saal des Konzertgebäudes untergebracht waren.
Nach der Währungsreform am 20. Juni 1948 mit der Umstellung von Reichsmark auf Deutsche Mark hatte das Theater schwer ums Überleben zu kämpfen. Die Gastronomie konnte jedoch ihre frühere Glanzzeit nie mehr wieder erreichen. Das Geld für große Festlichkeiten war nicht mehr da.