Polizeigefängnis

Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main

Fertigstellung 1886
Ab 1882 wird auf dem Gelände der heutigen JVA Frankfurt-Preungesheim mit dem Bau einer Haftanstalt begonnen.

Die Baukommission orientierte sich an den englischen Gefängnisneubauten, die zu dieser Zeit als die modernsten in Europa galten.
Gebaut wurde das ehemalige Polizeigefängnis ab dem Jahr 1884 nach einem Entwurf des Frankfurter Stadtbaurats Gustav Behnke. Unter der Leitung des preußischen Regierungs-Baumeisters Temor wurde es 1886 fertiggestellt. Das viergeschossige Gebäude bestand aus einem Verwaltungstrakt und einem Zellentrakt. Im obersten Stockwerk des Verwaltungstraktes war eine Wohnung für den Direktor des Gefängnisses eingerichtet. Der Zellentrakt und die Höfe vor dem Gefängnis waren vertikal in eine »Männerabteilung« und eine »Weiberabteilung« unterteilt. In beiden Abteilungen befanden sich eine Reihe von Hafträumen, die zur Einsperrung von Gefangenen dienten. Im Erdgeschoß des Verwaltungstraktes befanden sich Räumlichkeiten für einen Arzt. Auch auf dem »Weiberhof« befand sich ein separiertes Gebäude, in dem Prostituierte von einem Polizeiarzt untersucht wurden.
Die Funktion des Arztes war grundlegend für den Betrieb im Polizeigefängnis. Dessen Aufgabe bestand vor allem nicht in der Versorgung ›kranker‹ Gefangener, sondern in medizinischen Untersuchungen, die auch gegen den Willen der Gefangenen durchgeführt wurden. Schließlich wurden die Gefangenen auch nach medizinischen Urteilen durch den Polizeiarzt in gesonderten Zellen eingesperrt.

Das Gefängnis diente seit seiner Fertigstellung bis zu seiner Schließung der Repression und Unterdrückung von Menschen.

Das Gefängnis besaß eine Männer –und Frauenabteilung
Die Haftzellen, in denen bis zu 120 Personen untergebracht werden konnten, befanden sich im 2. Stockwerk. Die Zellengröße blieb, mit 3,50m x 1,50m auf ein Mindestmaß beschränkt. Da dieser Raum nur für eine kurze Unterbringung vorgesehen war, erschien diese Größe vertretbar.
Im gleichen Stockwerk befanden sich weitere 3 Krankenzimmer sowie 4 Zellen für die Unterbringung von Tobsüchtigen, die getrennt verwahrt werden mussten.
Im Kellergeschoss hatte man einen größeren Raum eingerichtet, in dem nach einer Razzia bis zu 25 Personen kurzfristig eingeliefert werden konnten. Im Keller lagen auch die Toiletten und Baderäume.
Aus den Bauplänen geht hervor, dass im Erdgeschoss auch eine Polizeiwache und ein Büro für das Militär vorhanden waren.
In den meisten Haftzellen im Polizeigefängnis Klapperfeld gibt es weder fließendes Wasser noch Toilettenanlagen.

Quelle: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt

1933-1945
Mit der Gründung einer weisungsbefugten deutschen Polizei wurde ein umfassendes Netz zur Verfolgung errichtet. Zur Unterbringung von Gefangenen standen der Polizei und der Gestapo unter anderem das Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße, das Untersuchungsgefängnis in der Hammelsgasse und verschiedene Notgefängnisse zur Verfügung.

1942-1945 Ablauf der Haft

Aufnahme in die Strafanstalt
Bei der Aufnahme wurde der persönliche Besitz den der Häftling bei sich hatte registriert und in Gewahrsam genommen. Ihm wurde Waschzeug und eine Decke sowie Anstaltseigenes Eß und Trinkgeschirr ausgehändigt. Daraufhin wurde der Häftling in die Frauen bzw. Männerabteilung gebracht, wo sie sich nackt ausziehen mussten und von Kopf bis Fuß »untersucht« wurden. Im Anschluss wurde der Häftling vom Wachpersonal zur Zelle gebracht, und eingeschlossen. (Diese Vorgehensweise galt zwischen 1933-1945 nicht für Häftlinge der Gestapo)
Zellen (Einzelzelle).

Die Zelle war 1,65 x 3,00m groß. Die Einrichtung bestand aus einem Klappbett, das Tagsüber hochgeklappt wurde. In einer Ecke stand der sogenannte "Kübel" zur Erledigung der Notdurft, weiterhin waren vorhanden: ein kleiner Holzhocker, ein kleiner aufklappbarer Tisch, an der Wand ein kleines Regal zum Ablegen der Waschsachen, eine Waschschüssel und ein Metallbecher zum Trinken.

Tagesablauf
04:00 Uhr
Die Dienst habenden Wachtmeister/innen weckten das Küchenpersonal sowie die Kalfaktoren die entsprechende Tätigkeiten verrichten mussten.

05:00 Uhr
Die Gefangenen werden durch das Wachpersonal durch laute Kommandos geweckt. (Je länger der Krieg dauert, wird immer mehr unausgebildetes Wachpersonal eingesetzt, und diese setzten ihre oft Menschenverachtende Fäkaliensprache ein). Die Dienst habenden Wachtmeister/innen schlossen hiernach die Zellen auf. Die Häftlinge mußten ihren Kübel nehmen, um ihn im Kübelraum zu leeren und zu säubern. Im Kübelraum herrschte ein unerträglicher Gestank (besonders wenn die Behälter längere Zeit nicht entlerrt waren, sowie in den Sommermonaten). Es war den Häftlingen unter Strafandrohung untersagt, bei dieser Tätigkeit sich zu unterhalten, Essen, Briefe ect. zu tauschen. Diese Anordnung wurde aber von den meisten ignoriert. Nach dem »Kübeln«, ging es (oft mit dem gleichen Eimer) zum Wasserholen, um sich mit dem Wasser zu waschen und die Zelle zu putzen.
Das Putzen bestand in der Regel drin, die Holzwolle, (später durch Stroh ersetzt), in den Sack zu stopfen. Hiernach wurden die Betten an die Wand hochgeklappt (dies wurde vom Wachpersonal überprüft, und bei nichbeachtung streng geandet), und durften erst abends wieder herunter gelassen werden. Dies war besonders für körperlich behinderte eine Menschenverachtende Maßnahme, und beweist einmal mehr welchen Stellenwert ein Mensch in Nazi Deutschland hatte. Tagsüber war das Hinlegen streng verboten. Die Häftlinge waren während dieser Zeit wieder eingeschloßen.

06:00 Uhr
Nachdem die Zellen wieder aufgeschlossen und alle Häftlinge in Reih und Glied angetreten waren, erhielten sie ihr "Frühstück" trockenes Brot, etwas Magarine, Brotaufstrich und dünnen Kaffee.

Jeden Morgen
Das Wachpersonal informierte Aufgrund der eingegangenen Listen die Häftlinge, die im Laufe des Tages zur Gestapo oder in das Polizeipräsidium mussten über den Termin. Die Ausgerufenen wurden im Gemeinschaftsraum zusammengepfercht und dann nach und nach mit dem Gefangenentransporter, der »grünen Minna«, ausgefahren.

Hofgang
Zwischen 10:00 und 11:00 Uhr stand der vorgeschriebene Hofgang auf der Tagesordnung. Die Inhaftierten wurden für 20 Minuten in den Innenhof geführt. Der Hofgang der Männer fand meist zwischen 5 und 7 Uhr statt und war durch gleichmäßige Exerzierschritte hörbar. Wenn das Wachpersonal keine Zeit oder keine Lust hatte oder schlechtes Wetter war, fiel der Hofgang aus. Auch beim Hofgang war das Sprechen streng verboten.

Über den Tag hinweg war es strengstens untersagt sich auf das Bett zu setzen oder sich hinzulegen. Jede Zelle war mit einem Guckloch ausgestattet durch das das Wachpersonal das Geschehen in der Zelle jederzeit kontrollieren konnten. Alle zwei Wochen durfte man einen Brief nach Hause schreiben und sich mit der Erlaubnis der Gestapo zusätzliche Lebensmittel bringen lassen. Bücher waren ebenfalls nur mit einer Genehmigung zu bekommen.

Mittagessen
»Es war fast jeden Tag dieselbe dünne Wassersuppe mit ein paar Kartoffeln, Weißkraut, selten Wirsing, gelegentlich Rotkraut und öfters Kohlrabistückchen. Zweimal in der Woche schwammen auch fein gemahlene Fleischstückchen darin herum.«

Abendessen
Um 17:00 Uhr wurde die letzte Mahlzeit verteilt. Sie bestand meist aus Malzkaffee und trockenem Brot – zweimal pro Woche gab es Weißkäse dazu und das Brot wurde durch Nudeln oder Brei ersetzt.

Hiernach war Einschluß
22:00 Uhr, wurde das Licht gelöscht und es galt Nachtruhe.

Gestapo

Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) führte zwischen 1933 und 1945 auch im Polizeigefängnis Vernehmungen von Inhaftierten durch. Vernehmungsbeamte waren unter anderem: Bauer, Huber, Ludwig, Datz und Rühlemann

Die Verhörmethoden der Gestapo waren äußerst brutal und es kam immer wieder zu schweren Misshandlungen.

Im Polizeigefängnis Klapperfeld wurden tags und nachts Verhöre durch die Gestapo durchgeführt. Diese Verhöre konnten in drei Stufen aufgeteilt werden:
1. Beschimpfungen, Drohungen, Ohrfeigen, Fußtritte, schmerzhafte Fesselungen, Erpressungen durch das Nennen von Mitschuldigen
2. Mißhandlungen durch Gummischläuche, Würgen, das Aufhängen mit dem Kopf nach unten gefesselt, das Ausreißen von Haarbüscheln
3. Folterwerkzeuge und die Erpressung durch das Vorführen von Familienangehörigen.

Judenabteilung
Im obersten Stockwerk des Polizeigefängnisses befand sich die eigens eingerichtete sogenannte »Judenabteilung«, die sich durch besonders miserable Haftbedingungen auszeichnete und unmittelbar der Gestapo unterstand.
Die Inhaftierten wurden in einem großen Raum in Käfige gesperrt. Es war gerade mal so viel Platz, dass der Länge nach eine und der Breite nach zwei Pritschen hineingepasst hätten. Sie waren durch Gittertüren verschlossen, so dass die jeweils gegenüberliegenden Verschläge gegenseitig einsehbar waren. Die Eingesperrten blieben hier oft mehrere Monate ohne Beschäftigung und ohne die Möglichkeit sich zu bewegen. Kurze Hofgänge bildeten die Ausnahme. Dabei hatten sie kaum Licht, denn die Fenster waren mit blauer Farbe verdunkelt. Herrschte Überfüllung, wurden zwei Personen in einen Käfig gesperrt.
In der »Judenabteilung« waren vor allem Frauen aus sogenannten »Mischehen«. Jüdinnen und Juden, die in »Mischehen« lebten, wurden von den Nazis zunächst verschont, nicht zuletzt weil sie mit Widerstand der Familien zu rechnen hatten.
Heinrich Baab, der in den Jahren 1942/43 Leiter des sogenannten Judenreferats der Frankfurter Gestapo war, brüstete sich damit, mindestens 387 Frauen aus »Mischehen« liquidiert zu haben. Von diesen mussten viele monatelang in den Drahtkäfigen ausharren und wurden dann vom Frankfurter Hauptbahnhof in Sonderabteilen gewöhnlicher Züge meist nach Auschwitz deportiert. Die Angehörigen erhielten vielfach schon 14 Tage später die Nachricht von ihrem Tod.

eine weibliche Schreibkraft gibt nach 1945 bei ihrer Vernehmung zu Protokoll:
Der Fall: Adolf Diamant
»Im Sommer des Jahres 1933 vergaß ein junger Mann in der Frankfurter Straßenbahn eine Mappe mit antifaschistischen Flugblättern sowie eine Druckmatrize zur Herstellung dieser Schriften, die in Eschersheim gedruckt wurden. Die Mappe gelangte in die Hände der Gestapo, die nicht lange nach den Personen fahnden mußte, die die Flugblätter vertrieben. Die Anschrift lag in der gefundenen Mappe. Es war ein Haus in Eschersheim. Die Gestapo machte sofort eine Hausdurchsuchung und nahm alle sich im Hause befindlichen Menschen fest. Nur eine Frau, die sich mit ihrem 10jährigen Sohn an der Ostsee befand, konnte nicht verhaftet werden.
So fuhren die Gestapobeamten Rühlemann und ein weiterer Beamter an die Ostsee, und nahmen die Frau und das Kind fest und brachten sie nach Frankfurt. Das Kind kam zu einer Schwester der Frau, während diese in das Gefängnis Klapperfeld zur Verfügung der Gestapo eingeliefert wurde. Von dort wurde sie mehrere Male zu Verhören zur Gestapo geschafft. Man warf ihr ›Vorbereitung zum Hochverrat‹ vor, um ein Geständnis zu erpressen, ließ man sogar einmal ihr Kind bei einem Verhör vorführen. Mittlerweile wurde auch der Hersteller und Verteiler der Flugblätter von der Gestapo gefaßt, und Ende des Monats Oktober 1933 wurde die Frau nach rund dreimonatiger Haft aus dem Gefängnis entlassen.«

Johann Schwert aus Frankfurt berichtet von seinem Vehör folgendes:
»...klingelte es bei mir an der Tür und als ich öffnete, sah ich in die Mündung von zwei Pistolen, die mir entgegengehalten wurden. Ich wurde gefesselt, in das Klapperfeld-Polizeigefängnis gebracht und sofort verhört.
Der Gestapomann Bauer saß am Schreibtisch und zwei Gestapomänner standen hinter mir. Bei nicht sofortiger Beantwortung der mir gestellten Fragen, schlugen die beiden Gestapomänner gleich auf mich ein. Am Nebentisch saß eine Sekretärin, die die Schreibmaschine bediente.
Es kam mehrere Male vor, dass, nachdem eine Vernehmung beendet war, und ich in die Zelle befördert wurde, ein anderer Gestapomann kam und dann wieder ein neues Verhör, mit Schlägen und Fußtritten begleitet, begann, sodass ich blutete. Diese Vernehmungen zogen sich etwa ein halbes Jahr lang hin.«

Schließung

November 2001 ist das Gefängnis offiziell geschlossen worden.