Bezeichnung: Schutzhaftlager (Heines Privatlager)

Gebiet
Polen, Woiwodschaft Niederschlesien, Kreisfreie Stadt Breslau

Gebiet heute

Eröffnung
28.04.1933

Schließung
Herbst 1933

Unterstellung

Häftlinge
Am 28. April kamen 100 politische Häftlinge ins Lager, ein Häftling schätzte die Zahl der Insassen in einem Bericht für
Mai 1933 auf 800 bis 1.000. Mitte August befanden sich 343 Häftlinge im Lager

Geschlecht
Männer

Einsatz der Häftlinge bei

Art der Arbeit

Lagerausstattung
der frühere Reichstagspräsident Paul Löbe beschrieb in seinen Lebenserinnerungen die Haftverhältnisse in Dürrgoy:
Achtzig Feldbettstellen standen in Doppelreihen übereinander in der Baracke, hundertzwanzig Häftlinge lagen auf dem gestampften Erdboden, darunter auch ich. Etwa vier Meter von den Kübeln entfernt, in die 200 Eingeschlossene ihre Bedürfnisse befriedigten, befand sich mein Lager. Tausende von Fliegen vermittelten einen regen Verkehr. Die neu hinzugekommenen Häftlinge wuschen sich und aßen aus denselben Konservenbüchsen, denn Geschirr war für sie nicht da. In der Nacht kamen uniformierte Verbrecher, stießen einzelne Gefangene mit ihren Stiefeln wach und trieben sie hinaus. Man hörte diese in der ‚Sanitätsbaracke’ unter Schlägen schreien und wimmern, bis sie ohnmächtig herausgeschleppt und mit dem Kopf in die Regentonne gesteckt wurden, damit sie wieder zu sich kamen.“

Ausstattung der Insassen

Lageralltag

Bemerkungen
Kampf um Breslau

Heute existieren keine Überreste des Konzentrationslagers mehr, auf dem Gelände befindet sich ein nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entstandener Schuttberg.

Beschreibung des Lagers.
Tausende von Fliegen vermittelten einen regen Verkehr. Die neu hinzugekommenen Häftlinge wuschen sich und aßen aus denselben Konservenbüchsen, denn Geschirr war für sie nicht da. In der Nacht kamen uniformierte Verbrecher, stießen einzelne Gefangene mit ihren Stiefeln wach und trieben sie hinaus. Man hörte diese in der Sanitätsbaracke unter Schlägen schreien und wimmern, bis sie ohnmächtig herausgeschleppt und mit dem Kopf in die Regentonne gesteckt wurden, damit sie wieder zu sich kamen.

Zur Unterbringung der Häftlinge wurde zunächst eine, später dann eine zweite Wellblechbaracke genutzt. Eine weitere Baracke, offiziell als Sanitätsbaracke bezeichnet, diente auch als Folterstätte. Eine zweite Folterstätte war das außerhalb des Lagers gelegene Braune Haus in der Neudorfer Straße (polnisch: ulica Komandorska), genannt Einrichtung zur besonderen Vernehmung (z.b.V.), in der Polizeihilfskommissare die Häftlinge in allen Varianten psychisch und physisch folterten. Nachts fanden Feueralarme statt, während denen die Häftlinge stundenlang exerzieren mussten. Das Prügeln der Häftlinge mit Gummiknüppeln und Reitpeitschen, offiziell körperliche Erziehungsmaßnahme genannt, war alltäglich.

Die Wachmannschaft, der eine eigene Baracke zur Verfügung stand, bestand überwiegend aus jungen SA-Mitgliedern und einigen Hilfspolizisten. Erster Lagerkommandant war der SA-Sturmbannführer Heinze; er wurde nach Beschwerden wegen Gefangenenmisshandlung und einem Erpressungsversuch durch den SA-Standartenführer Rohde ersetzt. Das Gelände des Konzentrationslagers war mit Stacheldraht umzäunt und mit einer Hochspannungsleitung umgeben; die zur Bewachung eingesetzten Polizisten und Hilfspolizisten waren mit Maschinenpistolen bewaffnet.

Die Häftlinge mussten neun bis zwölf Stunden täglich arbeiten. Dabei wurden Arbeitszeiten und -pausen willkürlich gehandhabt; der Übergang von Arbeit zur Folter war fließend. Anfänglich wurden die Gefangenen zum weiteren Ausbau
des Lagers eingesetzt; spätere Arbeiten – auch außerhalb des Lagers – waren das Entschlammen eines Teiches, der zu einem Freibad umgebaut werden sollte, sowie Bauarbeiten an Gebäuden der Polizei und SA in Breslau.

08.05.1933

Am 08.05.1933 stirbt der am 21.02.1897 in Breslau geborene Politiker und Jurist (1931 Mitbegründer der Sozialistischen Arbeiterpartei), Ernst Eckstein im Lager an den Folgen von ihm zugefügten Folterungen. Seine darauffolgende Beerdigung, an welcher sich Tausende Breslauer Arbeiter beteiligten, wurde zu einer der letzten legalen Demonstrationen der Arbeiterbewegung gegen den Nationalsozialismus

10.08.1933

Am 10.08.1933 wird das Lager aufgelöst. 343 Schutzhäftlinge werden in das Konzentrationslagern Esterwegen überstellt.