Auschwitz
Mit diesem Transport Nu. 9 werden 996 Personen aus Drancy ins KL Auschwitz deportiert. Nach der Selektion werden 615 Männer, die die Nummern 51504 - 52118 erhalten, und 385 Frauen, die mit den Nummern 10664 - 11049 gekennzeichnet werden, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Laut dem Historiker Serge Klarsfeld gab es 1945 acht Überlebende dieses Transports.
Bericht
Am 20. Juli wird André Tulard, der Leiter des Referates für Fremden- und Judenangelegenheiten in der Pariser Polizeipräfektur, Direktiven hinsichtlich der nächsten Transporte, die vom Bahnhof Le Bourget-Drancy abfahren sollten, einschließlich des für den 22. Juli angesetzten Transports vom Leiter des Judenreferates bei der Gestapo in Frankreich, SS-Obersturmführer Röthke Heinz informiert.
(Tulard André, stellvertretender Direktor der Auslandsabteilung und jüdische Angelegenheiten in der Polizeizentrale in Paris)
(Röthke Heinz * 19. 01.1912 in Mürow; † 14. 07.1966 in Wolfsburg) (Röthke lebte nach Kriegsende in Wolfsburg und arbeitete dort unbehelligt als Rechtsberater. Ab Oktober 1961 erhielt er eine monatliche Pension durch den Freistaat Bayern. Röthke starb im Juli 1966 in Wolfsburg. Laut Serge Klarsfeld wurde er nach 1945 in Frankreich in Abwesenheit zum Tod verurteilt.)
Tulard listet die Gegenstände auf, die jeder Deportierte mit sich führen sollte, darunter für die Arbeit geeignete Stiefel und Arbeitskluft, außerdem Bettzeug sowie einen Essnapf, einen Becher und einen Löffel. Diese Maßnahme wurde ergriffen, um die Illusion eines Arbeitseinsatzes der Juden aufrechtzuerhalten und ihr wirkliches Ziel zu verschleiern. Röthke bestätigte, dass die Juden vor der Abfahrt gründlich zu untersuchen seien und ein Sonderwaggon mit Lebensmitteln für 15 Tage bereitzustellen sei. Pro Waggon sollte ein Deportierter zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Reinigung am Ende der Reise ernannt werden. Die französische Gendarmerie sollte für einen Begleitschutz von einem Offizier und 30 Männern sorgen, ein Offizier und neun Männer würden von der deutschen Feldgendarmerie abgestellt.
Am 22. Juli bestätigt Röthke die Abfahrt eines Zuges von der Bahnstation Bourget-Drancy am selben Tag um 8:55 Uhr mit 996 Juden darunter 385 Frauen an Bord. In dem Transport sind 596 Juden polnischer Abstammung. (die Kommandantur des KL Auschwitz wird In einem Fernschreiben benachrichtigt, daß um 8:55 Uhr ein Transport mit 996 Juden von Le-Bourget-Drancy in Richtung Auschwitz abgefahren sei.) Trotz der offiziellen Beschränkung dieser Transporte auf ausländische Juden waren auch zwei französische Staatsbürger an Bord.
Nach der Abfahrt aus Drancy passierte der Zug Bobigny, Noisy-le-Sec, Épernay, Châlon-sur-Marne, Revigny, Bar le Duc, Lérouville und Novéant (Neuburg), den letzten Halt vor der deutschen Grenze. Transportleiter bis zur Grenze in Novéant-sur-Moselle war Feldwebel Weise.
Französische Gendarmerie und ein kleines Kontingent der Feldgendarmerie bewachten den Zug bis zur Grenze in Novéant. An diesem Punkt übernahm die Ordnungspolizei die Überwachung.
ab der dt. Grenze: Saarbrücken, Frankfurt am Main, Dresden, Görlitz, Nysa, Kattowitz und schließlich Auschwitz
Laut dem Historiker Serge Klarsfeld gab es 1945 acht Überlebende dieses Transports
Namensliste der Opfer
Löwengart Heinrich
* 11. 04.1884 in Stuttgart
Wohnort: Dortmund
Emigration: Frankreich
dep. 22.07.1942 Drancy - Auschwitz
† 12.09.1942 KL Auschwitz (Sterbebuch Eintrag 29860/1942)
Eisenstein Bernhard (Rochefer Bernard)
* 29.11.1925 in Gladbeck
Wohnort: Paris
Beruf: Student
dep. 22.07.1942 Drancy - Auschwitz (Häftlingsnummer 51639)