Auschwitz

Mit diesem Transport Nu. 7 (Zug DA 901-2) werden 879 jüdische Männer und 121 jüdische Frauen aus Drancy ins KL Auschwitz deportiert. Nach der Selektion werden 504 Männer, die die Nummern 49777 - 50280 erhalten, und 121 Frauen, die mit den Nummern 9703 - 9823 gekennzeichnet werden, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen 375 Männer werden in den Gaskammern getötet. In diesem Transport sind 386 Juden polnischer Abstammung. Laut dem Historiker Serge Klarsfeld gab es 1945 16 Überlebende dieses Transports.

Fahrtstrecke

Abfahrtsbahnhof Bahnhof von Bobigny (der Bahnhof von Bourget war bei der Bombardierung vom 14. Juli zerstört worden)
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Noisy le Sec, Seine - Seine et Oise

Abfahrtsbahnhof
Noisy le Sec, Seine - Seine et Oise
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Epernay, Marne

Abfahrtsbahnhof
Epernay, Marne
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Chalons sur Marne

Abfahrtsbahnhof Chalons sur Marne
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Bar le Duc, Meuse

Abfahrtsbahnhof Bar le Duc, Meuse
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Lerouville, Meuse

Abfahrtsbahnhof Lerouville, Meuse
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Novéant sur Moselle

Abfahrtsbahnhof Novéant sur Moselle
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Saarbrücken (Saar)

Abfahrtsbahnhof Saarbrücken (Saar)
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Frankfurt am Main (Wiesbaden)

Abfahrtsbahnhof Frankfurt am Main (Wiesbaden)
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Dresden

Abfahrtsbahnhof Dresden
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Gorlitza, Gorlice, Krakow

Abfahrtsbahnhof Gorlitza, Gorlice, Krakow
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Nysa, Neisse (Oppeln)

Abfahrtsbahnhof Nysa, Neisse (Oppeln)
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports:
Katowice, Katowice, Slask

Abfahrtsbahnhof Katowice, Katowice, Slask
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt (Zielbahnhof)
Zielort des Transports:
Auschwitz

Bericht Gedenkstätte Yad Vashem

Der Konvoi No. 7 verließ das Internierungslager von Drancy 19. Juli 1942, um 8:55 Uhr

Der Transport vom 19. Juli setzte sich vorwiegend aus Juden zusammen, die am 20. August 1941 in Paris verhaftet worden waren. An diesem Tag nahm die französische Polizei als Vergeltung für Angriffe der Résistance gegen die deutschen Besatzungstruppen 4232 Juden französischer und anderer Nationalitäten fest. Sie wurden zuerst auf die Polizeistation gebracht und dann umgehend per Bus ins Internierungslager Drancy überführt, das infolge dieser Verhaftungen eingerichtet worden war. Die meisten der Internierten wurden auf den ersten Transporten von französischem Boden deportiert. Als die neuen Pläne zur Deportation großer Zahlen von Juden aus Frankreich im Sommer in die Tat umgesetzt wurden, wurden die verbliebenen Opfer der Vergeltungsfestnahmen von 1941 eingeschlossen. Zusätzlich zu den seit ihrer Verhaftung im August 1941 in Drancy Internierten trieb man am 3. Juli in dem zum Lager gehörenden Rothschild-Hospital weitere 147 Juden zusammen, die schwerkrank daniederlagen. Die Rücküberführung dieser Patienten ins Lager kam völlig überraschend. Wie Dr. Robert Worms, der in dem Krankenhaus arbeitete, berichtete, befanden sich unter ihnen mehrere Tuberkulosekranke, einige mit ernsten Herzproblemen, ein amputierter Kriegsveteran und zahlreiche andere mit schweren Krankheiten. Alle Kranken, ohne Ausnahme, wurden abgeholt, einige von ihnen noch in ihren Schlafanzügen. Die Schwerkranken wurden auf Bahren getragen und der Rest in Zweiergruppen in Polizeiwagen nach Drancy gefahren. Mehrere von ihnen starben während der Wochen im Lager, die übrigen wurden auf dem Transport am 19. Juli deportiert. Weitere 75 Frauen und 97 Männer wurden am Tag vor der Deportation aus Bordeaux im Département Gironde nach Drancy gebracht. Schließlich wurden noch 47 Frauen meist polnischer Nationalität aus dem Lager Tourelles geholt und dem Transport vom 19. Juli hinzugefügt. Am 15. Juli schickte Heinz Röthke, der Dannecker als Leiter des Sipo-SD Judenreferats in dessen Abwesenheit in Paris vertrat, Anweisungen an André Tulard, den Leiter des Referates für Fremden- und Judenangelegenheiten in der Pariser Polizeipräfektur. Demnach sollten am 19. Juli 1000 Juden aus dem Internierungslager Drancy und dem Gefängnis von Tourelles deportiert werden. Ein Offizier und 40 Männer der französischen Gendamerie sollten den Transport bis zur Grenze überwachen. Überwachungsmaßnahmen seien vor der Abfahrt auch im Lager und an der Bahnstation notwendig. Der Transport sollte drei Stunden vor der Abfahrt des Zuges bereit sein. Röthke bestätigte, dass der Zug mit der Bezeichnung DA 901-2 die Bahnstation Bourget-Drancy am 19. Juli um 9:05 Uhr mit 1000 Juden an Bord verlassen habe. Gemäß dem Fahrplan für den ersten Transport aus Drancy im Juni 1942 nahm der Zug die folgende Route: Nach der Abfahrt aus Drancy passierte er Bobigny, Noisy-le-Sec, Épernay, Châlon-sur-Marne, Revigny, Bar le Duc, Lérouville und Novéant-sur-Moselle (Neuburg), den letzten Halt vor der Grenze. Der bis zur Grenze in Novéant für den Zug verantwortliche Transportleiter war Leutnant Delarue von der Feldgendamerie. Am 19. Juli um 20:00 Uhr wurde der Transport an der französisch-deutschen Grenze Leutnant Birnmeyer von der Schutzpolizei Saarbrücken übergeben. Im November 1943 erstellte die Reichbahn einen Fahrplan für die Transporte aus Frankreich ab diesem Datum. Für die Zeit davor verfügen wir über keine Unterlagen im Zusammenhang mit Fahrplänen von Transporten ab der französisch-deutschen Grenze nach Auscwhitz-Birkenau, aber aller Wahrscheinlichkeit nach waren sie sehr ähnlich. Insofern haben die früheren Transporte nach Auschwitz, einschließlich dem aus Drancy vom 19. Juli 1942, ab der Grenze wohl die folgende Route genommen: Saarbrücken, Frankfurt am Main, Dresden, Görlitz, Nysa, Kattowitz und schließlich Auschwitz. Am 28. Juli 1942 übermittelte Heinz Röthke dem Sipo-SD-Befehlshaber in Frankreich, Helmut Knochen, und seinem Stellvertreter Kurt Lischka, neue Anweisungen mit dem Fahrplan für die nächsten 13 Transporte aus Frankreich. Er erklärte: „ ... und zwar werden nach wie vor deutsche Güterwagen für den Abtransport genommen werden können.“ Während die Waggons aus Deutschland stammten, wurde die Lokomotive des Zugs von der Staatlichen Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) zur Verfügung gestellt; SNCF-Personal begleitete den Zug bis zur Grenze in Novéant (Neuburg). Dies ist von dem SNCF-Historiker Christian Bachelier bestätigt worden. An der französisch-deutschen Grenze wurden die französische Lokomotive und das französische Personal durch Reichsbahnmitarbeiter und deutsche Technik ersetzt. Zu den Deportierten gehörte der 16-jährige Léon Cygler. Während er gemeinsam mit seinem Vater in Drancy interniert war, konnte er vor der Abfahrt noch einen Brief an seine Familie schreiben: „Liebe Mutter, Brüder und Schwester, wir können Euch berichten, dass wie seit Donnerstag in Drancy sind. Vater und ich sind in guter Gesundheit und haben Mut. Wir haben viele Freundschaften geschlossen, mit Männern wie Frauen. … Liebe Mutter, ich kann Dir berichten, dass alle jüngeren Leute zur Arbeit in einem anderen Lager ausgewählt wurden, so dass sich meine Lage, obwohl ich von Vater getrennt sein werde, wohl verbessern wird. Ich breche am 19ten morgens auf und werde Dir so bald ich kann schreiben.“ Léons Vater wurde am 24. Juli 1942 deportiert, eine Woche nach seinem Sohn. Entgegen der Übereinkunft mit der französischen Regierung, nur ausländische Juden zu deportieren, befanden sich unter den Deportierten 28 französische Staatsbürger. Bei ihrer Ankunft in Auschwitz am 21. Juli wurden lediglich 504 Männer und 121 Frauen zur Arbeit selektiert. Den Männern wurden die Nummern 49777-50280 eintätowiert und die Frauen erhielten die Nummern 9702-9823. Es war dies der erste Transport, bei dem einige der Deportierten sofort nach ihrer Ankunft vergast wurden.

Bericht

Die Deportierten fuhren mit ihren Familien und ihrem Gepäck. Sie wurden nicht mehr geschoren.

Am Freitag, den 17. Juli, bin ich an der Reihe. Um Mitternacht kommen wir auf die Abreisetreppe.

Die Abfahrt findet am Samstag, 18. Juli, um 5:30 Uhr am Bahnhof von Bobigny statt, da der Bahnhof von Bourget bei der Bombardierung vom 14. Juli zerstört worden war. Auf der gesamten Strecke dorthin werden die Straßen von Deutschen bewacht. Wir werden in kürzester Zeit verfrachtet, weil die Deutschen allen Stockhiebe versetzen, die ihrer Ansicht nach nicht schnell genug gehen.

Am Güterbahnhof von Auschwitz angekommen, erhalten wir den Befehl, aus den Waggons auszusteigen, ohne unsere Koffer und Rucksäcke anzurühren. Alles sollte dort bleiben.
Meine Frau und meine kleine Tochter stiegen aus, so wie alle unsere Kameraden: die Männer links, die Frauen und die Kinder rechts. Ich sah, wie der SS-Chef des Ordnungsdienstes allen Frauen die Handtaschen entriss und sie durcheinander auf den Boden warf, ihnen und den Kindern die Mäntel wegnahm. Es war 5 Uhr abends. Wir begannen zu verstehen …
Zwei höhere deutsche Offiziere kamen in Begleitung eines dritten – den ich für einen Arzt hielt. Es begann also eine Selektion: Ungefähr 330 gesunde junge Frauen und Männer wurden aussortiert. Die Alten, Behinderten, die Frauen mit Kindern auf den Armen oder an der Hand stiegen in Lastwagen ein. Die 350 – darunter ich – gingen ungefähr zwei Kilometer bis zum Lager Birkenau. Dort trennte man die Frauen von den Männern.

Wir werden nicht mehr von Deutschen befehligt, sondern von Polen (Ariern). Sofort nach unserer Ankunft werden wir in eine Baracke geführt, wo wir uns nackt ausziehen und unsere Papiere, Geld und Schmuck in den Taschen unserer Kleider lassen müssen. Als wir nackt sind, werden wir aus der Baracke hinausgeführt, und an der Tür durchsuchen uns zwei Deutsche – sogar intim – um sicherzugehen, dass wir nichts versteckt haben. Es ist ungefähr 11 Uhr abends, und die Nacht ist frisch. Man führt uns in einen anderen Raum, wo wir zur Gänze geschoren und rasiert werden.
Mit den Frauen wurde ebenso verfahren: Ich sah sie am nächsten Morgen, als sie sich anstellten, um zur Desinfektion zu gehen.

Um 1.30 Uhr morgens: kalte Dusche. Nichts zum Abtrocknen. Kein einziges unserer Kleidungsstücke oder persönlichen Gegenstände wird uns je zurückgegeben. Danach gibt man uns Kleider, nämlich: ein altes Hemd, eine alte Hose und eine Jacke – ohne Rücksicht auf die Größe. Keine Schuhe, keine Holzpantinen – wir sind barfuß.

Gegen 4 Uhr morgens führt man uns, die wir vor Müdigkeit völlig erschöpft sind, in eine Baracke; ein SSler tritt ein, gefolgt von zwei Polen. Ersterer bestimmt einen von uns zum Singen, und wir müssen bis 7 Uhr morgens stehen bleiben, während sich der Unglückliche heiser schreit …

Wir werden einem Verhör unterzogen. Man fragt uns nach unseren Namen, Vornamen, Familienstand, Adresse der Eltern (keiner antwortet auf diese Frage), was wir gelernt haben, unseren Beruf. (Vielleicht leisten wir so unsere Unterschrift, zwar nicht unter einer Aussage, aber auf einer angeblichen „Korrespondenzkarte“, wie sie manche aus dem Lager Birkenau erhalten haben …)

Danach tätowiert man uns auf den Unterarm eine Häftlingsnummer mit dem Davidstern und führt uns in eine Baracke im Inneren des Lagers, wo sich – wie ich aufgrund von Vergleichen und zahlreichen erhaltenen Informationen sagen kann – an die 50 000 Deportierten befinden.

Als ich einen der Leiter im Lager frage, an welchem Tag ich meine Frau und meine Tochter, die zur gleichen Zeit mit mir deportiert und von Auschwitz in einem Lastwagen weggefahren sind, wiedersehen würde, führt er mich aus dem Lager und zeigt mir in der Ferne einen riesigen Schornstein, aus dem weißer Rauch steigt, und sagt diese einfachen Worte: „Deine Frau und deine Tochter gehen in diesem Rauch auf …“

Ich wollte ihm nicht glauben und wandte mich an andere Leute im Lager. Leider war es wahr: Alle Kranken, Alten, Personen, die keinerlei Arbeiten verrichten können, werden in einen Duschraum geführt, und statt Wasser strömt Gas aus. Dann kommt der Verbrennungsofen. Alle, die im Lastwagen abtransportiert wurden, sind diesen Weg gegangen …

Wir hingegen haben begonnen, den Tagesablauf im Lager über uns ergehen zu lassen: Wecken um 4 Uhr, Appell um 5 Uhr, Aufbruch zur Arbeit um 6 Uhr. Wir gingen noch nicht arbeiten, denn wir brauchten vier Tage, um die Kommandos befolgen zu lernen. Zum Beispiel beim Appell in den Reihen mit kleinen präzisen Gesten die Mütze zu ziehen. Der Unterricht wurde von Stock- und Faustschlägen begleitet.

Nichts zu essen bis Mittag. Dann die Suppe: eine Kelle Wasser, in dem ein Kohlblatt und Kartoffelschalen schwammen.

Um 13 Uhr wird der Unterricht bis 17.30 Uhr wiederaufgenommen. Appell um 18 Uhr. Um 19 Uhr Brotverteilung. Wir sollten 250 Gramm bekommen, aber die Polen (darunter einige Juden) stehlen einen Teil unserer Ration. Wir bekommen auch eine Scheibe Wurst – woraus auch immer gemacht … Wir gehen dann in eine Baracke zum Schlafen, in der wir 600 sind (fünf bis sechs auf einer Holzpritsche ohne Stroh mit drei Decken).

Eines Tages werden wir für Erdarbeiten bestimmt. Wir transportieren die Erde auf Holztragen. Automatisch bekommen wir alle 10 Meter einen Stockschlag. Ich habe Arbeiter gesehen, die nur mehr Haut auf den Knochen hatten, im wahrsten Sinne herummarschierende Skelette, den Körper völlig mit Wunden übersät. Und man darf unter keinerlei Vorwand aufhören zu arbeiten, den ganzen Tag nicht. Nichts zu trinken: Im Lager gibt es kein Trinkwasser – unter der prallen Sonne. Wenn einer von uns umfällt und nicht wieder aufsteht, bringen wir ihn abends zurück, denn die Toten müssen dem Appell „Folge leisten“ …

Bei einem Fehler beträgt die Strafe 25 Stockschläge. Aber oft kommt noch das „Krematorium“ dazu …

Das Lager ist mit elektrisch geladenem Stacheldraht umgeben. Wir bewundern den Mut jener, die freiwillig in den Tod gehen. Einer von ihnen 23 Jahre, stirbt auf diese Weise am 27. Juli um 11 Uhr abends.

Namensliste

Schermann Herbert
Geburtsdatum:16.01.1914
Todesdatum:23.09.1942
Herbert Schermann besuchte eine Dekorationsschule in Frankfurt, wurde Tapezierer und zuletzt Täschner, seine Frau und ein Sohn emigrierten nach Palästina, er selbst zog 1931 mit seinem Vater und seinem anderen Sohn nach Paris, 148, rue du Temple. Er wurde am 20.08.1941 in Paris verhaftet. In Auschwitz soll er einen „plötzlichen Herztod" erlitten haben.