Universität Heidelberg

Transportliste

Am 07.04.1943 und 10.04.1943 wurden acht Frauen für einige Tage in die Heidelberger Forschungsabteilung zu Untersuchungen gebracht und kamen danach in die Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch zurück. Die Forschungen in Wiesloch waren damit aber nicht zum Ende gekommen.

Am 01. August 1943 trat folgendes Schreiben des badischen Innenministers in Wiesloch ein:
Auf Ersuchen der Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten in Berlin sollen die Kranken, welche in der nunmehr aufgelösten Forschungsabteilung bei der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch untersucht und beobachtet worden sind, nach Möglichkeit in den Anstalten verbleiben, in denen sie sich jetzt befinden. Es ist für die Verwertung der an diesen Kranken geleisteten Forschungsarbeit durch Professor Schneider und seine Mitarbeiter von großer Wichtigkeit, unter Umständen den einen oder anderen dieser Kranken wieder einmal nachzuuntersuchen sowie bei eintretenden Todesfällen die Obduktionsergebnisse verwerten zu können. Sollten doch Verlegungen aus absolut zwingenden Gründen notwendig werden, so müssten diese Kranken tunlichst nach Anstalten verlegt werden, welche in erträglicher Entfernung von Heidelberg liegen. Von jeder solchen Verlegung wäre die Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten in Berlin W 9 - Postschließfach 262 - (Fernruf 223582) sofort zu benachrichtigen. Bei eintretenden Todesfällen soll sich die Anstaltsleitung sofort fernmündlich mit Herrn Professor Schneider in Heidelberg oder nötigenfalls mit einem anderen Arzt seiner Klinik bezüglich Ausführung der Obduktion usw. in Verbindung setzen.

Auszug aus dem Schreibens der Psychiatrisch-Neurologischen Klinik der Universität Heidelberg vom 12.01.1944:
Diese Patienten sind in unserer Klinik einer besonderen Untersuchung unterzogen worden. Aus wissenschaftlichen Gründen legen wir großen Wert darauf, nach dem evtl. Ableben der Patienten ihre Gehirne in unserem Laboratorium untersuchen zu können. Wir bitten daher, im Todesfalle dieser Patienten möglichst bald zu sezieren und vor allem das Gehirn in möglichst kurzer Zeit herauszunehmen. Wir bitten ferner, das Gehirn in einer 10%igen Formalin-Lösung zu konservieren (1 Teil der käuflichen Formalin-Lösung auf 9 Teile Wasser). Um Formveränderungen des Gehirns zu vermeiden, schlagen wir vor, das Gehirn in einem Topf dadurch aufzuhängen, dass ein Faden unter der Arteria basilaris durchgeführt wird. Nach 14 Tagen bis 3 Wochen ist dann das Gehirn für einen Transport genügend gehärtet. Falls Sie über kein geeignetes Gefäß verfügen, bitten wir Sie im Bedarfsfalle um Benachrichtigung. Wir werden Ihnen dann ein Gefäß zuschicken.

Beim Eintreffen dieses Schreibens in Wiesloch waren jedoch nicht mehr alle Patienten, die in der Wieslocher Forschungsabteilung gewesen waren, als Patienten dort. Ein Junge war inzwischen in die ebenfalls aufgelöste Kinderfachabteilung Schrecks verlegt worden und dort verstorben. Ein Patient war inzwischen in die Kreispflege Hub zurück verlegt worden. Ein weiterer Kranker, war kurz zuvor zur Mutter nach Hause entlassen worden. Und zehn Frauen waren bereits am 15. April 1943 gemeinsam mit anderen Frauen in die Anstalten Hördt und Stefansfeld im Elsass verlegt worden. Nach Eintreffen obigen Schreibens wurden vom 06.10.1943 bis zum 02.05.1944 zwölf Männer und zwei Frauen in Sammeltransporten mit anderen Patienten in die Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen verbracht.