Konzentrationslager Auschwitz (Osvetim)

Am 09.09.1942 um 08:55 Uhr verläßt der Transport Nu. 30 (D901/24) mit insgesamt 1000 Juden die Bahnstation Le Bourget-Drancy. Die Menschen waren im Internierungslager für Juden und unerwünschte Elemente Drancy inhaftiert. Ziel dieses Transportes war das Konzentrationslager Auschwitz. Der Transport setzte sich überwiegend aus ausländischen Juden zusammen, die man zuvor mit zwei Transporten aus der unbesetzten Zone verschleppt hatte. Einer dieser Züge hatte Rivesaltes am 1. September mit 749 Juden aus den Regionen Montpellier und Marseilles verlassen, der andere Zug war in Saint Sulpice mit 899 Juden aus der Region Toulouse abgefahren. Die meisten der deportierten Juden hatte waren am 26. August, während einer Massenrazzia in der unbesetzten Zone, festgenommen worden.
Beim Halt am 11.09.1942 in
Cosel, wurden die meisten der jungen körperlich-tauglichen Männer (200 Männer) aus den Zügen genommen und zur Arbeit in verschiedene Lager in der Umgebung geschickt. Bei der Ankunft in Auschwitz am 11.09.1942 wurden 23 Männer zur Sklavenarbeit selektiert. Die 23 wurden mit den Nummern 63471 - 63493 tätowiert. Ebenso wurden 68 Frauen zur Sklavenarbeit selektiert, sie erhielten die Nummern 19414 - 19481. 709 Deportierte des Transports wurden unmittelbar nach der Ankunft der Sonderbehandlung zugeführt.
Dem Historiker Serge Klarsfeld zufolge haben 43 Juden von diesem Transport den Holocaust überlebt.

Bericht

Der Transport am 9. September 1942 setzte sich überwiegend aus ausländischen Juden zusammen, die man zuvor mit zwei Transporten aus der unbesetzten Zone verschleppt hatte. Einer dieser Züge hatte Rivesaltes am 1. September mit 749 Juden aus den Regionen Montpellier und Marseilles verlassen, der andere Zug war in Saint Sulpice mit 899 Juden aus der Region Toulouse abgefahren. Die meisten der deportierten Juden hatte waren am 26. August, während einer Massenrazzia in der unbesetzten Zone, festgenommen worden.

Am 9. September bestätigte Heinz Roethke, Leiter des Judenreferats des Sicherheitsdiensts (SD) Paris, die Abfahrt des Transports vom Bahnhof Bourget-Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, mit insgesamt 1.000 Juden. Gemäß dem Fahrplan der esten erste Deportation aus Drancy im Juni 1942 nahm der Zug vermutlich die folgende Route: Nach der Abfahrt aus Drancy passierte er Bobigny, Noisy-le-Sec, Épernay, Châlons-sur-Marne, Revigny, Bar le Duc, Lérouville und Novéant (Neuburg), den letzten Halt vor der deutschen Grenze. Der Transportleiter war Feldwebel Rossler. Der Zug wurde von einem Offizier und 30 Männern der französischen Gendarmerie gemeinsam mit einem kleinen Kontingent der Feldgendarmerie bewacht, bevor er die Grenze in Novéant erreichte. Dort wurde die Wachmannschaft von der deutschen Ordnungspolizei abgelöst. Im November 1943 erstellte die Reichsbahn einen Fahrplan für die Transporte aus Frankreich ab diesem Datum. Für die Zeit davor verfügen wir über keine Unterlagen im Zusammenhang mit Fahrplänen von Transporten ab der französisch-deutschen Grenze nach Auschwitz-Birkenau, aber aller Wahrscheinlichkeit nach waren sie sehr ähnlich. Insofern haben die früheren Transporte nach Auschwitz, einschließlich dem aus Drancy vom 9. September 1942, ab der Grenze wohl die folgende Route genommen: Saarbrücken, Frankfurt am Main, Dresden, Görlitz, Nysa, Cosel, Kattowitz und schließlich Auschwitz. Beim Halt in Cosel, 80 km von Auschwitz entfernt, wurden die meisten der jungen körperlich-tauglichen Männer aus den Zügen genommen und zur Arbeit in verschiedene Lager in der Umgebung geschickt.

Am 28. Juli 1942 übermittelte Röthke dem Sipo-SD-Oberbefehlshaber in Frankreich, Helmut Knochen, und dessen Stellvertreter Kurt Lischka Direktiven mit dem Fahrplan für die nächsten 13 Transporte aus Frankreich im Monat August. Er erklärte: [...]„Für die Deportationen werden deutsche Güterwaggons eingesetzt, wie es bereits bislang der Fall war.“ Für die Zeit danach deutet kein offizielles Dokument auf einen Kurswechsel hin, weswegen die Transporte nach August 1942 höchstwahrscheinlich auf dieselbe Art und Weise organisiert wurden. Offizielle Dokumente nach diesem Datum, die auf einen Wechsel in der Deportationspraxis schließen ließen, sind nicht überliefert und wir gehen davon aus, dass die Transporte nach August 1942 ähnlich organisiert wurden. Während die Waggons aus Deutschland stammten, wurde die Lokomotive des Zugs von der Staatlichen Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) zur Verfügung gestellt; SNCF-Personal begleitete den Zug bis zur Grenze in Novéant (Neuburg). Dies ist von dem SNCF-Historiker Christian Bachelier bestätigt worden. An der französisch-deutschen Grenze wurden die französische Lokomotive und das französische Personal durch Reichsbahnmitarbeiter und deutsche Technik ersetzt.

Bei Ankunft in Auschwitz, am 11. September, wurden 23 Männer zur Zwangsarbeit selektiert und mit den Nummern 63471-63493 tätowiert. Eine unbekannte Anzahl von Männern war zuvor bereits in Cosel selektiert worden. Zusätzlich wurden 68 Frauen in Auschwitz zur Zwangsarbeit ausgesucht und erhielten die Nummern 19414-19481. Die anderen deportierten Juden wurden sofort nach ihrer Ankunft im Lager vergast. Dem Historiker Serge Klarsfeld zufolge haben 43 Juden von diesem Transport den Holocaust überlebt.
Quelle: Gedenkstätte yad vashem

Namensliste

Silberpfennig Myra
Myra Silberpfennig kam am 6. Januar 1901 in Munchen als Tochter von Lina Silberpfennig zur Welt. 1921 zog sie mit ihren Eltern und Geschwistern nach Nurnberg und arbeitete wie ihre Mutter als Dentistin. 1937 meldete sie sich nach Holland ab, 1939 zog sie nach Brussel. Daraufhin wurde im September 1939 ein Verfahren zur Aberkennung der deutschen Staatsburgerschaft gegen sie eroffnet. Im August 1942 meldete sich Myra Silberpfennig in Saint-Pardoux-Isaac, einer Kleinstadt im Sudwesten Frankreichs, an. Aufgrund ihrer judischen Abstammung wurde sie verhaftet und ins Lager Sauvaud in Casseneuil, ebenfalls in Sudwestfrankreich gelegen, gebracht. Von dort aus deportierte man sie ins Sammellager Drancy bei Paris und am 9. September 1942 gelangte sie mit dem Transport Nummer 30 nach Auschwitz.

Schulhof Heinz * 12.05.1920 Wien
Er wohnte bei seinen Eltern in der Reithlegasse 10, dann bis zu seiner Emigration nach Holland im Dezember 1938 am Althanplatz 8 (heute Julius-Tandler-Platz). Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Frankreich, Belgien, Luxemburg und die Niederlande flüchtete er in die unbesetzte Zone Frankreichs, wo er bei einem Köhler Arbeit fand.
Die Polizei des Vichy-Regimes verhaftete ihn 1942, er wurde ins Internierungslager für Juden und unerwünschte Elemente Drancy
gebracht und am 09. September 1942 mit dem Transport Nummer 30 nach Auschwitz deportiert, wo er am 11. September 1942 ankam.
Er wurde bei der Evakuierung des Konzentrationslagers und den daraus resultierenden Todesmärschen zur Jahreswende 1944/45 ermordet.

Dr. Else Weil, verh. Tucholsky (geb. Weil)
GEBOREN 19.06.1889 in Berlin
BERUF: Praktische Ärztin
FLUCHT Oktober 1938 in die Niederlande und 1939 nach Frankreich
INTERNIERT ab Juli 1942 bis zum 01.09.1942 in Les Milles
INTERNIERT ab 02.09.1942 bis zum 08.09.1942 in Drancy
DEPORTATION am 09.09.1942 von Drancy nach Auschwitz
ERMORDET in Auschwitz