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Übersicht
Polen, Woiwodschaft Schlesien, Kreisfreie Stadt Zabrze (Hindenburg)
Stadtteile:
Biskupice (Biskupitz-Borsigwerk), Centrum Północ (Zentrum Nord), Centrum Południe (Zentrum Süd), Grzybowice (Pilzendorf), Helenka (Helenenhof), Kończyce (Kunzendorf), Maciejów (Mathesdorf), Makoszowy (Makoschau), Mikulczyce (Mikultschütz; Klausberg O.S.), Osiedle Janek (Siedlung Janek), Osiedle Mikołaja Kopernika (Nikolaus-Kopernikus-Siedlung), Osiedle Młodego Górnika (Jungbergmann-Siedlung), Osiedle Tadeusza Kotarbińskiego, Pawłów (Paulsdorf),
Rokitnica (Rokittnitz; Martinau), Zaborze Północ (Zaborze-Poremba Nord), Zaborze Południe (Zaborze-Poremba Süd).
Nachbargemeinden:
Gliwice (Gleiwitz), Bytom (Beuthen O.S.) und Ruda Śląska (Ruda)
Lied von der Kohlenstadt Hindenburg
Geschichte
Im Jahre 1939 förderte die Preussag in Hindenburg mit einer Belegschaft von etwa 11.000 Mann täglich 12.000 Tonnen Steinkohle. Als stolzes, weithin sichtbares Wahrzeichen errichtete sie eine über 40 Meter hohe Kohlenwäsche.
"Seit hundert Jahren rauchen über Hindenburg die Schornsteine, drehen sich die Räder auf den Fördertürmen, züngeln sie Flammen der ausgestoßenen Koksmassen in den Himmel und verglüht im vorbereiteten Sandbett die rote Erzschlange beim Abstich der Hochöfen."
Graf Lazarus Henckel von Donnersmarck kaufte 1848 die schon bestehende Concordia Grube. Diese Grube, später dann in die Donnermarckshütte umbenannt, wurde von Graf Guido Henckel von Donnersmarck mit einer Koksanstalt, Gießereien und durch eine Hochofenanlage erweitert. Bald danach wurde die Firma "Adolf-Deichsel-Drahtwerke und Seilfabrikation" gegründet und durch die Güte ihrer Produktion weit über Zabrze und die Grenzen Schlesiens hinaus bekannt. Im Jahre 1854 kam August Borsig nach Hindenburg. Noch kurz vor seinem Tode kaufte der gebürtige Breslauer, und in Berlin zum "Geheimen Kommerzienrat" Ernannte, von dem Grafen Ballestrem die Kohlenfelder Hedwigswunsch, Berthawunsch und Gute Hedwig, um seine Berliner Werke mit eigener Kohle beliefern zu können. Als Folge der Teilung Oberschlesiens und der Wirtschaftskrise von 1929 geriet das Brosigwerk in Absatzschwierigkeiten und wurde stillgelegt. Die Gruben indes wurden mit dem Chemiekonzern der Oberschlesischen Kokswerke und Chemischen Fabriken zusammengeschlossen.
Unter dem Eindruck des Sieges von Tannenberg beschloß die Gemeindevertretung von Zabrze den Namen des Siegers Paul von Hindenburg anzunehmen. Nachdem am 21. Februar 1915 die Genehmigung des Generalfeldmarschalls eingetroffen war, führte die Großgemeinde Zabrze hinfort den Namen Hindenburg. Erst sieben Jahre später erhielt Hindenburg Stadtrecht und wurde kreisfreie Stadt. Nach der Teilung Oberschlesiens im Jahre 1921 schnitt die Grenze Hindenburg von den großen Industrieplätzen Ost-Oberschlesiens ab. In der bekannten Abstimmung im März 1921 stimmten in Oberschlesien 60 Prozent für Deutschland und 40 Prozent für Polen. Auch die Abstimmung in Hindenburg hat 1921 ein ebenso eindrucksvolles Ergebnis gezeitigt. Und bei keiner der folgenden Reichstagswahlen hat jemals ein polnischer Kandidat Aussicht gehabt, von den Wählern in das Parlament entsandt zu werden. Hindenburg jedoch mußte sich allmählich mit seiner neuen Aufgabe, Grenzstadt zwischen Deutschland und Polen zu sein, zurechtfinden.
Über hundert Jahre steht der Bahnhof an seinem Platz und hat sich bis zur Stunde wenig verändert. Ein schlichte, kastenförmiger Ziegelbau, im Laufe eines Jahrhunderts von Rauch und Ruß geschwärzt, so bietet er sich den Reisenden dar. Nach der Abstimmung am 20. März 1921 wurde er zum Grenzbahnhof. Für die Züge aus dem Reich war Hindenburg zur letzten deutschen Station in der zerrissenen Südostecke Deutschlands geworden.
Dort, wo man seinem Nachbarn mit einem Gastgeschenk eine Freude bereitet hatte, mußte jetzt geschmuggelt werden. Aus den Dörfern, die jetzt von Hindenburg abgetrennt waren, kamen die Frauen weiterhin gern nach Hindenburg zur Kirche. In ihren großen bäuerlichen Umschlagtüchern versteckten sie Speck, Butter und Eier. Auf dem Rückweg nahmen sie dafür Sacharin, Rasierklingen und Südfrüchte mit.
"Gingen da einmal zwei Eheleute aus Hindenburg nach Makoschau zu einer Geburtstagsfeier. Auf dem Heimweg nahmen sie ein Spanferkel mit. Kaum waren sie damit über der grünen Grenze, stellte sie ein Grenzer. Schnell mußte gehandelt werden. Die Frau riß das Umhangtuch von den Schultern und wickelte darin das Spanferkel wie einen Säugling ein. Der Mann stand daneben und wetterte: "Ich hab es dir doch gleich gesagt, laß den Schreihals daheim". Der Zöllner, vielleicht in den Schmugglertricks unerfahren, ließ sich täuschen. Der Transport des Spanferkels war gerettet. Das Schauspiel mit dem Baby hatte genutzt."
In den Jahren zwischen den Kriegen wuchs Hindenburg zur Großstadt, zur zweitgrößten Stadt von ganz Schlesien. Zwei Schlagadern durchzogen Hindenburg: Die Kronprinzenstraße in Hindenburg Nord und die Dorotheenstraße ein Hindenburg-Süd. Die Kronprinzenstraße führte in 20 Kilometer Länge von Gleiwitz über Hindenburg nach Königshütte und hatte in Hindenburg eine Länge von 9 Kilometer. Sie war zur Hauptgeschäftsstraße der Stadt geworden. An der alten Kochmann Ecke stand das Hotel Monopol, welches das gesamte Straßenbild beherrschte. Nur 300 Meter entfernt vom Metro, am Cafe Metropol am Bahnhofsplatz stand der Admiralspalast, auf den die Hindenburger besonders stolz waren. In der Tat, ihr "Admi" war ein Prachtbau und lockte Besucher aus dem ganzen Industriegebiet herbei. All diese Berichte fangen mit den Worten "Es war einmal" an, denn zwischen gestern und heute liegt der 23./24. Januar 1945, der Tag des Einmarsches der Rotenarmee, die in ein nahezu unzerstörtes Hindenburg einrücken konnte.
01.04.1905
Am 1. April 1905 wurden die Gemeinden Alt-Zabrze, Klein-Zabrze, Dorotheendorf und der Gutsbezirk Zabrze zur neuen Gesamtgemeinde Zabrze zusammengefasst sowie die Kolonie C von Zaborze eingemeindet.
21.02.1915
Die Landgemeinde Zabrze wurde am 21. Februar 1915 auf Beschluss des Landkreises und mit diesem zu Ehren des Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg in „Hindenburg O.S.“ (O.S. = Oberschlesien) umbenannt.
29.06.1922
Bei Zusammenstößen mit französischen Besatzungstruppen werden in Hindenburg (Zabrze) 20 Menschen getötet. Anlaß waren Aktionen deutscher Jugendlicher gegen die alliierten Soldaten.
23.01.1945
Die Russen sind über Gleiwitz, am 23.01.1945 gegen 14:00 Uhr gekommen. Der Hass hat sich dort entladen. In Gleiwitz haben die Sowjets gewütet wie die Wilden. Vergewaltigt wurde alles, was weiblich war: Kind, Mädchen, Frau, Greisin. Die Vergewaltigten sollten sich in den Krankenhäusern melden, dort wurden spezielle Dienste eingerichtet. Es gab Scheiden-Spülungen, sie konnten so den Sowjet-Schmutz aus dem Körper waschen. Eine "postkoitale Empfängnisverhütung". Die Mädchen hatten schlimme Verletzungen erlitten. Viele haben diese schlimmen Vergewaltigungen nicht überlebt. Es wird von einem Mädchen berichtet, das 128 Mal vergewaltigt worden ist. Die Sowjets standen Schlange, wobei die ungeduldigen, den, der dran war an der Hose zogen: "Mach´ mal, ich will auch noch". Nach dem 15 Russen ist sie ohnmächtig geworden. Die Familienmitglieder haben gezählt, wie oft sich die Russen bedient haben.
Am Dienstag, dem 23. Januar 1945, zogen Russen, aus dem nordwestlichen Teil des oberschlesischen Gleiwitz kommend, die Stadtwaldstraße entlang, zur Bergwerkstraße hin. Von dort marschierten sie in Richtung Hindenburg.
In Hindenburg musste erst die Potenz der Russen aufgeladen werden.
In Hindenburg, in den südlichen Vororten, wurde alles, was sich auf den Strassen befand erschossen. Das Zentrum der Stadt Hindenburg wurde zunächst nicht besetzt, die Sowjet-Armee zog weiter in Richtung Hindenburg-Südost. Dort stand der Rest der 17. Armee die heftigen Widerstand leistete. Die Brutalität, die in Gleiwitz gezeigt wurde, wurde später in Hindenburg noch übertroffen. Es wurde Vergewaltigt, Gemordet und Geplündert. Tausende Hindenburger Männer (16 bis 60 Jahre alt) wurden eingefangen und zu Zwangsarbeit verschleppt.
In den ersten Tagen der Besetzung herrschte chaotisches Durcheinander, Angst und Ungewißheit. Aus einem Befehl der russischen Kommandantur vom 31. Januar 1945 ging hervor, daß sich alle Männer zwischen 18 und 50 Jahren zwecks Registrierung zu melden hätten.
Die Geschichte von Günther Nowack
Günther Nowack HJ 16 Jahre
Ritterkreuz am 14. Feb. 1945 für die Vernichtung von 9 Russischen Panzern innerhalb 2 Stunden am 23. Jan. 1945 ,auf der Straße zwischen Hindenburg und Gleiwitz. Er ging verwundet in Russische Gefangenschaft.
"Nowak, Günther, Hitlerjunge, Verleihung am 14. Februar 1945 für Tat in Hindenburg (Oberschlesien), bisher immer als jüngster Ritterkreuzträger der Wehrmacht dargestellt, hat in Wirklichkeit nie existiert.
Ein fahnenflüchtiger Volkssturm-Bataillonsführer war aufgegriffen worden und gab - aus Angst vor Strafe - an, er kämen eben aus Oberschlesien, wo er noch nach dem Abzug der Wehrmacht 5 Panzer abgeschossen habe. Er wurde daraufhin zum Gaupropagandaleiter gebracht und so geehrt, daß er Angst bekam und deshalb seine Tat "verkleinern" wollte, indem er einen Hitlerjungen Nowak erfand, der 11 Panzer nach dem Abzug der Wehrmacht abgeschossen habe, den er mit zurückgebracht habe.
Dies wurde bei der Gauleitung in Ziegenhals in einem Bericht an Reichsleiter Bormann mit Fernschreiber gegeben, worauf innerhalb von 24 Stunden dem fahnenflüchtigen Volkssturm-Bataillonsführer Sachs das Deutsche Kreuz in Gold und dem von ihm erfundenen Hitlerjungen Nowak das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes direkt verliehen wurde. Dies alles "beichtete" der Standartenführer Vogel von der Gauleitung, nachdem er vom Armeestab fast 4 Wochen gedrängt wurde, endlich Nowak zur Aushändigung des Ritterkreuzes zum Armeestab zu bringen."
19.03.1945
Am 19. März 1945 wurde die Stadt unter polnische Verwaltung gestellt und danach der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen.
Lager und Haftstätten 1933-1945
Konzentrationslager Auschwitz (Außenlager Hindenburg)
Täter und Mitläufer 1933-1945
SS-Unterscharführer
Belbe Fritz
* 28.04.1921 in Hindenburg (Zabrze)
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz
SS-Unterscharführer
Christoph Hubert (August)
* 15.07.1909 in Antonienhütte
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz
SS-Unterscharführer
Draihahn (Dreihahn) Stanislaus
* 15.11.1890 in Biskupitz (Zabrze)
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz
SS-Oberscharführer
Grobert Josef
* 15.12.1898 in Hindenburg (Zabrze)
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz
SS-Unterscharführer
Perschel Richard
* 17.03.1922 in Hindenburg
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz u. KL Neuengamme
SS-Sturmmann
Poremski Wilhelm
* 05.07.1906 in Hindenburg
† 12.12.1958 (Standesamt Neustadt/Weinstraße)
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz u. NL Hindenburg
09.09.1967
Der 9. September 1967 war ein historischer Tag in der Geschichte der oberschlesischen Stadt Hindenburg. An diesem Tag besuchte der französische Staatspräsident, General Charles de Gaulle, die Stadt und rief nach einem begeisterten Empfang durch die seit 1945 hier ansässig gewordene polnische Bevölkerung aus: "Es lebe Zabrze, die schlesischste unter den schlesischen Städten und darum die polnischste unter den polnischen Städten"
Namensliste
Abraham Maria (Mary) * 06.10.1868 Bielschowitz Wohnort: Zabrze (Hindenburg O.S.) |
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Adler Bruno * 15.01.1884 Zabrze (Hindenburg O.S.) |
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Angres Else * 14.05.1888 Zabrze (Hindenburg O.S.) |
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Angress Gertrud * 02.01.1880 Zabrze (Stadtteil Zaborze) Wohnort: Zabrze (Hindenburg O.S.) |