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Deutschland, Bundesland Brandenburg, Landkreis Potsdam-Mittelmark
Treuenbrietzen ist aus einer erstmals 1208 nachgewiesenen Burg der Askanier hervorgegangen, deren Vorgänger ein slawischer Burgwall war.
Martin Luther kam zur Verkündung seiner Thesen in die Stadt und wurde am Zugang zur Marienkirche gehindert. Daher wählte er eine Linde vor der Kirche, die noch heute steht und als Lutherlinde bekannt wurde.
Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es in Treuenbrietzen und Umgebung drei Rüstungsfabriken, in denen Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen und Kriegsgefangene zu Arbeit gezwungen wurden: das Werk Sebaldushof („Werk A“), die Munitionsfabrik Werk Selterhof („Werk S“) und das Werk Dr. Kroeber & Sohn. In einem zentralen Lager südlich des Selterhofs waren 1943 2443 Kriegsgefangene untergebracht. 1945 wurden kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee 127 italienische Kriegsgefangene von der Wehrmacht ermordet. Im Ortsteil Rietz wurden drei Zwangsarbeiter von einem Wehrmachtskommando erschossen.
Die Stadt Treuenbrietzen wurde am 21. April 1945 von Truppen des Mechanisierten Gardekorps der 1. Ukrainischen Front nach schweren Kämpfen mit der Wenk-Armee an der Linie Treuenbrietzen-Beelitz eingenommen. Ein SS-Mann Schneider, der eine führende Rolle in den Munitionswerken innehatte, soll einen russischen Offizier getötet haben, nachdem der Ort sich schon ergeben hatte. Zeitweilig lag Treuenbrietzen wieder in deutscher Hand. Am 23. April 1945 nahm die Rote Armee den Ort ein zweites Mal ein und soll in einer Vergeltungsaktion viele Zivilisten erschossen haben. Eine Forschung zu diesen Vorgängen unterblieb in der DDR. Nur einige Gräber in Treuenbrietzen und Umgebung künden von der gewalt-
samen Befreiung im April 1945. Auf dem Triftfriedhof in Treuenbrietzen gibt es eine Kriegsgräberstätte für 337 Tote, unter ihnen nach offiziellen Angaben 209 deutsche Soldaten, 125 zivile Einwohner von Treuenbrietzen und drei ausländische Zwangsarbeiter. Auf dem zentralen Gedenkstein steht: „GEDENKET DER TOTEN“. Es hieß, dass hier die Opfer der Vergeltungsaktion begraben sind.
Bei genauer Prüfung der Friedhofsunterlagen stellte sich jedoch heraus, dass hier auch polnische Zwangsarbeiter und Kinder liegen, die vor dieser Vergeltungsaktion ums Leben kamen. Nachweisbar sind die Namen:
HELENA BRANDENBURG 28. 5. 1903 – 13. 4. 1945
MARIA-ELISABETH DOBROWOLSKI 17. 2. 1943 – 31. 2. 1945
ZOFIA FIBAKIEWICZ 21. 12. 1927 – 5. 3. 1945
ANTONIA KORDEKA 21. 5. 1897 – 11. 2. 1945
LUEGUE POPALSKA 28. 7. 1938 – 8. 3. 1945
STANISLAW SALWIN 1. 12. 1907 – 25. 3. 1945
Die Inschrift „GEDENKET DER TOTEN“ meint also ungewollt auch diese Zwangsarbeiter und Kinder. Es gibt noch mehr Gedenkzeichen in Treuenbrietzen für Zwangsarbeiter. 1982 errichtete man zwischen der B 102 und der Straße nach Lüdendorf einen Gedenkstein aus Granit für drei sowjetische Zwangsarbeiter, die im April 1945 unweit dieser Stelle hingerichtet wurden, weil sie verbotene Kontakte unterhielten zu sowjetischen Zwangsarbeiterinnen, die im Munitionswerk Muna Treuenbrietzen arbeiten mussten. In der DDR hieß es, sie hätten versucht, eine Widerstandsgruppe aufzubauen
1983 errichtete man einen Gedenkstein in der Nähe des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers der MUNA , Sebaldushof, nahe der B 102. Dort steht: „EWIGER RUHM DEM HELDEN DER SOWJETUNION / F.I. SCHARTSCHINSKI GEB. AM 1. 7.1913 RASCHKOW / GEFALLEN AM 21. 4. 1945 / ER GAB SEIN LEBEN FÜR DIE BEFREIUNG DER ZWANGSARBEITER / DER MUNITIONSFABRIK WERK A“
Täter und Mitläufer 1933-1945
SS-Sturmmann
Kühnast Otto
* 11.12.1923 in Treuenbrietzen
ab 21.07.1944 Angehöriger der Wachmannschaft im KL Auschwitz