Die Nacht war sternenhell,
da brannte das Herz noch,
die Nacht war sternenhell
und leuchtete über die Erde.
Hinter dem Stacheldraht neigte sich der Kopf
wund von unerfüllter Liebe.

Lang wachte ich auf dem schmutzigen Stroh.
Gegen Morgen erwischte mich der Schlaf traumlos.
Wie ein Albtraum aber das Erwachen:
Die Sirene riss mich aus dem Schlaf.
Zuerst sah ich die feuchte Ecke der Baracke.

Ich bibberte vor Frost und Trauer
und blinzelte nach einem Menschen:
Da war aber unter den vielen kein Wesen.
An diesem Morgen war die Liebe
bei allen Frauen rings wie abgestorben,
als wäre sie für immer fort.

Tief traurig war ich.
Aber das ist jetzt vorbei.
Denn mich durchfuhr ein seltsames Zittern
und alles war anders.
Hände ergriffen nun Hände
von Frau zu Frau und immer weiter.

Tief traurig war ich.
Aber das ist jetzt vorbei.

(Ravensbrück 1942)