Erna Hanfstaengl war eine grosse, eindrucksvolle, viel begehrte Dame der Münchener Gesellschaft, stolz und kühl. Adolf Hitlers Neigung zu Erna war heftig, aber anscheinend ziemlich einseitig; Erna Hanfstaengl zieht ihm den Chirurgen Sauerbruch vor. Hitler fühlt einen Stich im Herzen. Es geht das Gerücht, der Führer der Nationsozialisten sei mit einer jungen Dame jüdischer Abstammung verlobt; der Name wurde nicht genannt, aber darauf hingewiesen, dass Erna Hanfstaengls amerikanische Grossmutter Heine geheissen hatte. Es folgte eine fettgedruckte Bekanntmachung im "Völkischen Beobachter": es gingen Gerüchte über eine Verlobung Adolf Hitlers mit einer jüdischen Dame um. Diese Gerüchte seinen erlogen; Adolf Hitler sei nicht verlobt. Ausserdem "ist das betreffende Fräulein Hanfstaengl gar nicht jüdischer Abstammung." Nach dieser taktvollen Erklärung konnte die ganze Stadt denken, was sie wollte; die Wahrheit war aber, dass Hitler kein Glück gehabt hatte und von Erna abgewiesen wurde. Erna Hanfstaengl heiratete bald darauf Professor Sauerbruch; dieser wiederum vertauschte München mit Berlin nicht zuletzt, um den abgewiesenen Liebhaber etwas aus dem Gesichtsfeld zu bekommen.