SS-Oberscharführer

* 12.11.1899 in Hohenstein-Waplitz
letzter bekannter Wohnsitz:
Bardowick bei Lüneburg

Reichsdeutscher

Beruf: Bauer

19.06.1917 - 18.11.1918 (I. Weltkrieg)
Dienst in der Reichswehr (30. Infanterie-Regiment)

26.08.1939 - 07.10.1939
Dienst in der Wehrmacht (3. Landesschützen-Bataillon 10)

18.12.1939 - 20.04.1940
Dienst in der Wehrmacht (Kommandantur Stallag I B))
(letzter bekannter Dienstgrad: Feldwebel)

ab 20.11.1942
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS

vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Auschwitz

20.11.1942
Beförderung zum SS-Oberscharführer

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
Eisernes Kreuz II. Klasse (08.08.1918)
Frontkämpferehrenkreuz (1914-1918)
Verwundetenabzeichen in Schwarz
Ungarische Weltkriegs-Erinnerungsmedaille mit Schwertern
Bulgarische Kriegserinnerungsmedaille (1915-1918)
Österreichische Kriegserinnerungsmedaille mit Schwertern
Kyffhäuser Ehrenkreuz II. Klasse

19.11.1970
Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Der Bauer Otto Nickel aus Waplitz im Kreis Osterode dient im Krieg als Oberfeldwebel beim Infanterieregiment Nr. 3. Seine Einheit ist in Nowe Miasti (Neustadt) im Bezirk Zichenau (Ciechanów) stationiert. Als Nickel im Frühjahr 1941 seine Kompanie gerade auf eine Inspektion vorbereitet, bemerkt er, dass zwei junge Männer mit erhobenen Händen von der SS abgeführt werden. Auf Nachfrage erklären die SS-Bewacher, die Juden hätten einen Ausbruchsversuch unternommen und würden jetzt erschossen. Oberfeldwebel Nickel befiehlt als Ranghöherer den SS-Männern, darunter einem Unterscharführer, ihm den 15-jährigen Viktor Gonschorrek und den 16-jährigen Jan Lubinetzki zu überlassen. Er würde sie für verschiedene Hilfsarbeiten bei seiner Kompanie einsetzen. Da die SS-Männer keinen schriftlichen Befehl vorweisen können, gehorchen sie dem Oberfeldwebel. Nickel bietet den beiden jüdischen Jungen an, sie als polnische landwirtschaftliche Hilfsarbeiter getarnt auf seinem Hof zu beschäftigen. Er nimmt zwei Tage Sonderurlaub und schmuggelt sie, da sie keine Papiere besitzen, auf der Toilette eines Urlauberzuges durch die Kontrollen an der ehemaligen Reichsgrenze. In Waplitz gibt er die Jungen den Behörden gegenüber als freiwillige polnische Fremdarbeiter aus. Die beiden leben und arbeiten bis Januar 1945 auf Nickels Hof, der Bauer ist all die Jahre über an der Front. Als die Rote Armee den Kreis Osterode erreicht, helfen die jungen Männer beim Packen und begleiten die Familie Nickel auf der Flucht bis Dirschau, dann kehren sie in ihre polnische Heimat zurück. 1948 wandern sie nach Israel aus. Otto Nickel lebt nach dem Krieg in Bardowick bei Lüneburg. Dort machen die Überlebenden ihren Retter in den 1960er Jahren ausfindig. Als Anerkennung für seine Tat erhält er 1969 eine Ehrenurkunde des Staates Israel, wird zum „Gerechten unter den Völkern“ ernannt und darf, in Anwesenheit der Geretteten, 1973 im „Garten der Gerechten“ in Yad Vashem einen Baum pflanzen.