SS-Oberscharführer
* 01.05.1916 in Finkenwalde
Hilden 01.04.2012 in Hilden
letzter bekannter Wohnort: Hilden Mittelstr. 77
vollständiger Name
Klaus Hubert Hermann Dylewski
Reichsdeutscher
verbrachte seine Kindheit in Lazisk
1922 bis 1926 Volksschule
(Pleß (Pszczyna) u. Nikolai (Mikołów)
Gymnasium
Technische Hochschule
Beruf: Maschinenbaustudent
Falschname nach 1945
Peter Schmidt
Vater: Grubensteiger
Sein Vater fühlte sich Polen zugehörig. Bei der unter Aufsicht einer interalliierten Kommission abgehaltenen Volksabstimmung 1921 optierte er für Polen.
verheiratet mit Ruth Fey (geschieden)
veheiratet vom 5. Mai 1943 bis Januar 1953
(letzter bekannter Wohnort: Schleswig) Beruf: Justizangestellte
aufgewachsen in der Nähe von Auschwitz (Oświęcim)
1922 bis 1926 Besuch der Volksschule in Pleß (Pszczyna) und in Nikolai (Mikołów)
1935 Abitur
1936 Studium der Flugzeugtechnik an der Technischen Hochschule Danzig
(sechs Semester) ohne Abschluß
Studium Maschinenbau (ohne Abschluß)
August 1939 Eintritt in die SS-Heimwehr Danzig
Sommer 1939 Angehöriger im 1. SS-Totenkopf-Infanterieregiment 3 Dachau
ab 01.09.1939
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS
01.09.1939
Beförderung zum SS-Schützen
1940 als Angehöriger eines SS-Totenkopf-Regiments im Frankreich Feldzug
ab Anfang September 1940 Angehöriger des SS-Totenkopf-Sturmbann im KL Auschwitz
01.11.1940
Beförderung zum SS-Rottenführer
ab 01. September 1941 Angehöriger der Politischen Abteilung (PA), Lager-Gestapo im KL Auschwitz
(Vernehmungen von Polen, da er Polnisch sprach. Beteiligt an Bunkerentleerungen durch Erschießen an der Schwarzen Wand, Bunker-Ausstauben genannt.)
Seinen Dienst im Lager durfte er zweimal für mehrere Monate unterbrechen, um sein abgebrochenes Maschinenbaustudium fortzusetzen.
(Nach Angaben Dylewskis wurde die Politische Abteilung zur Sicherung der ankommenden Transporte herangezogen, da der Wachsturmbann überlastet war. Die Politische Abteilung war unter anderem dafür verantwortlich, daß die Waggons ausgeräumt wurden und daß die Ankommenden in die Gaskammern geführt wurden.)
01.12.1941
Beförderung zum SS-Unterscharführer
24.06.1942
Verlobung mit Ruth Fey
01.05.1944
Beförderung zum SS-Oberscharführer
13.06.1944
Geburt einer Tochter
17.04.1944 Beförderung zum SS-Oberscharführer
August 1944 zum SS-Führungsstab B7 (Bauleitung Dogger) Hersbruck bei Nürnberg versetzt
(Bau einer unterirdischen Flugzeugfabrik durch Häftlinge des KZ Hersbruck)
(Happurg und Hersbruck liegen nebeneinander. In Hersbruck war er tätig, und Happurg ist das Werk, an dem er gearbeitet hat)
Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern (20.04.1944)
Ehrennadel der SS Heimwehr Danzig
1945 Flucht unter dem Namen Peter Schmidt nach München
Hilfsarbeiter in Bayern und in einer Gärtnerei in Hamburg
ab 1948 setzte er unter dem Namen Peter Schmidt an der Ost-Berliner Humboldt-Universität sein Studium fort. (mit Abschluß)
Nach Abschluss seines Studiums Gewerbelehrer in der DDR.
Nach seiner "Flucht" nach Westdeutschland Gewerbelehrer in Düsseldorf
1952 bis zu seiner Verhaftung im April 1959 Arbeitete er unter seinem richtigen Namen Dylewski Klaus als Sachverständiger für Werkstoffabnahme beim TÜV in Düsseldorf.
05.05.1959
Einlieferung des Beschuldigten Klaus Dylewski in die Untersuchungshaftanstalt Bochum
1959 einen Monat im Frankfurter Untersuchungsgefängnis
1960 bis 1961 dreieinhalb Monate Haft
Oktober 1964 zum dritten Mal in Haft
Am 20.08.1965 vom LG Frankfurt zu 5 Jahren Haft verurteilt: schuldig »der gemeinschaftlichen Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in mindestens 32 Fällen, davon in 2 Fällen begangen an mindestens je 750 Menschen, jedoch noch vor Rechtskraft des Schwurgerichtsurteils im Jahr 1968 wieder entlassen.
(Zur Zeit der Verhandlung:
47 Jahre, verheiratet.
Wahlverteidiger: Rechtsanwälte Dr. Laternser & Steinacker in Frankfurt/Main)
Frankfurt/Main, den 7. Oktober 1963.
Landgericht – 3. Strafkammer
Aus der Anklage
hat in den Jahren 1941 bis 1944
als SS-Unterscharführer bzw. seit dem 17.4.1944
als SS-Oberscharführer und Ermittlungsbeamter der Politischen Abteilung
1. in einer unbestimmten Zahl von Fällen bei Selektionen auf der Rampe von Birkenau tätig mitgewirkt, wobei zahlreiche Häftlinge ausgesondert und anschließend vergast wurden;
2. in einer unbestimmten Zahl von Fällen regelmäßig mit anderen SS-Angehörigen der Politischen Abteilung Aussonderungen von Häftlingen aus dem Arrestblock vorgenommen, wobei er bestimmte, welche in seine Zuständigkeit fallenden Häftlinge erschossen werden sollten (sog. Bunkerentleerungen);
3. im Sommer 1943 den für ihn als Spitzel tätig gewesenen Häftling Lewandowski der zur Erschießung bestimmten Gruppe von Häftlingen zugeteilt, worauf der genannte Häftling, gegen den ein gerichtliches Verfahren nicht anhängig war, erschossen wurde;
4. in einer unbestimmten Zahl von Fällen im Stammlager Auschwitz an der sog. »Schwarzen Wand« im Hof zwischen Block 10 und 11 Häftlinge durch Genickschuß getötet, obwohl – wie er wußte – gegen diese Häftlinge kein rechtmäßiges Todesurteil vorlag; bei diesen Erschießungen wechselten sich der Angeschuldigte und andere Angehörige der Politischen Abteilung ab; insbesondere beteiligte sich der Angeschuldigte in den Jahren 1941/42 an der Erschießung von sowjetischen Kommissaren.
Aussage des ehemaligen Auschwitz Häftlings Jan Krokowski
Dylewski, galt als sehr brutal. „Ich habe oft sein Zimmer geputzt und dabei Blut von
den Wänden und vom Schreibtisch abwischen müssen".
Aussage des ehemaligen Auschwitz Häftlings Jan Krokowski
Der Prager Zahnarzt Josef Farber berichtete von dessen Exekutierung einer jungen
Familie mit zwei kleinen Kindern, wobei er zuerst dem Jüngsten in den Armen der Mutter in den Kopf geschossen hatte
Der ehemalige SS-Oberscharführer Klaus Dylewski wohnte 1963 in einem Haus (Hilden Mittelstr. 77), aus dem jüdische Menschen von den Nazis nach Auschwitz in den Tod „deportiert“ wurden.
In dem Haus Hilden Mittelstr. 77 wohnten
Schmitz Josef * 02.02.1873 in Wollersheim, 1942 deportiert nach Minsk
Schmitz Helene geb. Schlächter * 08.10.1876 in Nideggen, 1942 deportiert nach Minsk
Bei der Wahl seiner neuen Heimat dürfte der Hildener Wilhelm Butz wohl auch geholfen haben. Wilhelm Butz wurde 1943 "Bürgermeister von Auschwitz"
1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
121. Verhandlungstag, 11.12.1964
Vernehmung der Zeugin Ruth Dylewski
Zeugin Ruth Dylewski:
Er studierte am Ausbruch des Krieges, also 1939, in Danzig auf der Technischen Hochschule. Und als der Krieg ausbrach am 1. September 1939, da... Ja, soll ich den Tag mal ungefähr schildern? Seit morgens um 5.45 Uhr schoß ja die »Schleswig- Holstein«. Also für uns in Danzig merkten wir nun alle direkt aus der Nähe, daß der Krieg ausgebrochen war. Und da kamen durchs Radio pausenlose Aufrufe, daß sich alles, was also für die Heimat eintreten möchte, oder wie sie sich da damals faßten, in der Husarenkaserne in Langfuhr melden möchte.
Wir hatten damals in Danzig die Heimwehr Danzig, die war wohl, aber das weiß ich erst aus Dokumenten, die ich gesehen habe, im Sommer 1939 schon eingerichtet. Und diese Kenntnisse stammen bei mir eigentlich hauptsächlich von der Parallelklasse. Die Jungens, die damals vorm Abitur standen, die gingen alle ziemlich geschlossen und meldeten sich bei der Heimwehr, um eben Danzig, ihre Heimat, zu verteidigen oder jedenfalls was dafür zu tun. Nach dem Polenfeldzug wurden diese Schüler beziehungsweise die Studenten, die ja auch da in Scharen hingingen, zum Studium beziehungsweise zum Nachholen ihres Abiturs vorerst wieder freigestellt.
Zeugin Ruth Dylewski:
Er machte dann den Frankreichfeldzug mit bis runter zur – den letzten Brief von ihm bekam ich aus Bordeaux –, bis runter zur Biskaya. Er freute sich besonders, weil ihm damals in Aussicht gestellt wurde, daß er nun gleich anschließend zur Fortsetzung seines Studiums wieder nach Danzig beurlaubt würde. Und zwar sollte das in Breslau geschehen. In Breslau war ein Entlassungslager – ich weiß das alles so genau, weil das für uns ja auch eine freudige Nachricht damals gewesen ist. Und er schrieb an seine Eltern in Oberschlesien, sie mögen ihm doch die Zivilkleider nach Breslau schicken. Das klappte auch alles, und aus Breslau bekamen wir dann noch mal Post in Danzig.
Vorsitzender Richter:
Wann war denn das ungefähr?
Zeugin Ruth Dylewski:
Gleich im Anschluß an den Frankreichfeldzug. Also das ist dann Juno 1940 gewesen. Und, na ja, jedenfalls das sollte nun vonstatten gehen, daß er nun jeden Tag käme. Wir warteten auch dann jeden Tag auf ihn. Aber es kam dann nach ganz kurzer Zeit ein Brief von ihm, [+ an dem ich] schon äußerlich sah, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.
Aus dem Felde waren die Briefumschläge eigentlich immer neutral gewesen, und dieser Umschlag hatte ein überdimensionales SS-Zeichen von außen schon. Und als ich ihn dann aufmachte, dann wußten wir ja auch, was geschehen war. Er war in Breslau also nun fest darauf eingestellt, daß er entlassen würde, und da ist ein telefonischer Anruf aus Auschwitz gekommen – das Lager ist wohl ja 1940 da überhaupt erst entstanden, und sie brauchten ja wohl noch Kräfte. Und weil er nun als Oberschlesier perfekt Polnisch konnte, nehme ich an, daß er wohl da an erster Linie gestanden hatte unter denjenigen, die dafür in Frage kamen. So daß er dann wieder nicht mehr von Breslau nun, wie er es gedacht hatte, zum Studium nach Danzig zurückkonnte, sondern in Auschwitz landete.
Und dieser erste Brief war schon aus Auschwitz. Er hatte gar keine Zeit wohl mehr in Breslau, uns Nachricht zu geben. Und der Brief war ganz schrecklich, deprimierend kann man schon beinah gar nicht mehr sagen. Er war so verbittert und so voll... Das kann man ja verstehen, wenn man nun dachte, man könnte weiter studieren, und man saß nun mit einem Mal an solch einem Ort, wie es Auschwitz war.
Meine Mutter, die machte sich damals besondere Sorgen da drüber. Denn sie sagte, daß der Brief ja unter Umständen hätte durch eine Kontrolle gehen können. Und daß man wegen unbedachter Äußerungen damals eben mit einigem rechnen mußte, das war uns ja auch bekannt. Ich habe ja nicht bei jedem Brief erst drauf geachtet, ob er denn auch irgendwie durch die Zensur gegangen ist. Man hätte das ja wohl äußerlich feststellen können. Daß er an diesem Tag wußte, was Auschwitz war, das glaube ich nicht. Die Bitterkeit kam wohl erst mal nur daraus, daß er nun wieder seine ganzen Pläne über den Haufen geworfen sah, und dann vor allen Dingen wenig erfreuliche Sachen, die ihn da so erwarteten. Ob er da schon richtig Einblick in das bekommen hat, was ihm da bevorstand, das war zu dem Zeitpunkt wohl noch nicht der Fall.
Zeugin Ruth Dylewski:
Ja, nun war ich ja dort in der Nähe. Ich wohnte in Nikolai, und er war in Auschwitz. Und von Auschwitz nach Nikolai war eine Busverbindung. Und von dem Zeitpunkt an kam er jedes Wochenende – es kann mal sein, daß er vielleicht irgendwie verhindert war, aber ich möchte fast sagen, jedes Wochenende – von Sonnabend mittag bis Montag früh nach Nikolai und fuhr am Montag früh wieder weg.
Zeugin Ruth Dylewski:
Meine Tochter ist am 13. Juni 44 geboren. Also ich bin ungefähr sechs Wochen vorher aus Oberschlesien nach Danzig gegangen. Meine Mutter bestand darauf, weil ich gesundheitlich... weil das nicht alles so ganz in Ordnung war, daß ich die letzte Zeit in Danzig blieb, bei ihr.
Vorsitzender Richter:
Das muß also Anfang Mai gewesen sein?
Zeugin Ruth Dylewski:
Also als meine Tochter unterwegs war, da meldete ich mich beim Arbeitsamt. Wir mußten damals ja noch alle arbeiten. Und da sagten die: »Ja, bis zum siebenten Monat«, glaube ich, »müssen Sie arbeiten.« Es handelte sich da noch so um ein halbes Jahr, und da vermittelten sie mich in das Eisenwerk in Nikolai als Telefonistin. Ich sagte: »Machen Sie mit mir, was Sie wollen, irgendwo werde ich ja arbeiten können.« Ich meine, das war bis zum siebenten Monat. Und hinterher bin ich gleich nach Danzig gefahren
Zeugin Ruth Dylewski:
In diesen Urlaub damals fiel die, na, freudige Sache für ihn, daß seine Bemühungen zum Erfolg geführt hatten, daß er von Auschwitz wegkam. Er ist, als er hier aus Danzig wegfuhr, also Ende Juli, Anfang August, nur noch nach Auschwitz gefahren, um seine Sachen zu holen. Und den ersten Brief bekam ich danach schon aus Hersbruck bei Nürnberg.
Also bemüht, von Auschwitz wegzukommen, hat er sich, es ist wirklich wahr, vom ersten Tag an, wollen wir sagen, von den ersten Wochen an, die er in Auschwitz gewesen ist. Und immer wieder schlug das fehl. Und dann, als er in diesem Studienurlaub war... Er hatte sich mit Oranienburg auch in Verbindung gesetzt, und am 11. Juni 1944 kam zu uns nach Danzig, wir wohnten ja bei meinen Eltern, ein Telegramm aus Oranienburg. Und in diesem Telegramm stand drin, daß er am 12. Juni...
Zeugin Ruth Dylewski:
Nach Elbing kommen möchte. Da war irgendein höherer SS-Offizier, mit dem er sich dort treffen sollte, und zwar auf seine Bestrebungen oder seine Bewerbungen oder was hin, von Auschwitz wegzukommen. Und am 12. Juni ist er dann auch morgens nach Elbing gefahren. Und wir hatten dann abgemacht – ich besuchte den Tag eine Schulfreundin von mir –, daß er mich dort anriefe, wenn er wieder zurückkommt, weil das für uns ja alles ein besonders bewegendes Ereignis gewesen ist, ob das nun klappte oder nicht. Und wir hatten meinen Eltern nichts gesagt vorher. Und er rief mich dann auch an, ich kam dann sofort nach Hause, und nun hatte er die freudige Nachricht, daß er aus Auschwitz wegkäme, und zwar nach Hersbruck bei Nürnberg. Ich meine, da sollte ein unterirdisches Rüstungswerk sein, und er sollte da als Ingenieur eingesetzt werden. Das freute ihn natürlich ganz besonders, weil das ja in sein Studium hereinpaßte, nicht.
Zeugin Ruth Dylewski:
Ja, Juli.
Vorsitzender Richter:
Ja, daß er da Ende Juli noch einmal nach Auschwitz gefahren sei, um seine Sachen zu holen, und dann gleich nach Hersbruck.
Zeugin Ruth Dylewski:
Nach Hersbruck bei Nürnberg, ja. Das war 44. Dann ist er wieder in Urlaub gekommen Weihnachten 1944. Damals
Vorsitzender Richter
Und was war Weihnachten 44?
Zeugin Ruth Dylewski:
Ja, da war er in Danzig bis in den Januar rein. Und Anfang Januar... Also ich weiß genau, er fuhr weg, und wir sprachen schon über die Möglichkeit, was denn werden würde, wenn die Russen eben nun
Verteidiger Steinacker:
Ich habe doch noch eine Frage. Frau Zeugin, können Sie sich an ein Gespräch erinnern, das Ihr geschiedener Ehemann mit [seiner] Mutter geführt hat?
Zeugin Ruth Dylewski:
Ja.
Verteidiger Steinacker:
Ging es um einen Häftling aus Auschwitz?
Zeugin Ruth Dylewski:
Ja. Als wir in Nikolai wohnten, sind wir ja nach Łaziska des öfteren zu meinen Schwiegereltern gegangen. Und an einem Tag, als wir meine Schwiegereltern dort besuchten, war meine Schwiegermutter in der Küche und mit meinem geschiedenen Mann zusammen. Und ich kam überraschend rein, und da bekam ich das Gespräch zwischen den beiden mit. Und da hatte meine Schwiegermutter zu meinem geschiedenen Mann gesagt, daß aus diesem Ort in Łaziska ein, ich glaube, er war Friseur, jedenfalls ein Einwohner des Ortes wegen unbedachter Äußerungen festgenommen worden war und daß der nach Auschwitz gekommen war. Das war da in diesem kleinen Dorf eben Stadtgespräch. Und da sagte meine Schwiegermutter zu meinem geschiedenen Mann, ob er nicht mal sich darum kümmern könnte, das sei solch ein ordentlicher Mann, und das täte ihr eigentlich leid. Der hätte da bloß so unbedachte Äußerungen gemacht. Denn ansonsten sei er sehr ordentlich. Und da sagte mein Mann damals: »Weißt du, Mutter, ich möchte dich überhaupt bitten, wenn du mal irgendwie etwas hörst von Leuten, die hingekommen sind, nenn mir die Namen, sag mir Bescheid. Wenn ich irgendwas machen kann, tu ich es.« Und ich machte mir ja damals Gedanken und fragte ihn dann, ob das ja nicht irgendwie für ihn selber gefährlich sei, daß er da nun
Vorsitzender Richter
Was täte.
Zeugin Ruth Dylewski:
Was täte. Er äußerte sich dazu nicht und machte nur so eine Geste, als will er sagen, oh Gott, was ist nicht alles gefährlich, und wenn man kann, tut man es doch. Das entnahm ich jedenfalls seinen Äußerungen. Und einige Zeit später, als wir dann wieder mit meiner Schwiegermutter zusammengewesen sind, da sagte er so ganz beiläufig, das weiß ich noch, und da fiel mir wieder dieses Gespräch in der Küche ein, da sagte er: »Übrigens hier, der Herr Soundso, der ist bei uns auch Friseur. Der schneidet mir immer sehr schön die Haare. Dem geht es gut.« Ich bin auch fest davon überzeugt, daß er, soweit es in seiner Macht stand, da geholfen hat, wo er nur helfen konnte. Ich kann mir das andre alles überhaupt nicht erklären.