Schutzhaftlager
Deutschland, Bundesland Sachsen, Landkreis Görlitz
erste Erwähnung
am 30. Januar 1933 richtete der SS-Sturm 46 im Hotel „Sächsischer Hof“ eine „Wache“ ein
Täter (1/46 Sturmbann Zittau)
SS-Hauptsturmführer Prodehl Hans
SS-Mann Hanisch Erich
Opfer
Alwin Hanspach (gest. 11. März 1933 in Zittau), Arbeiter, Kommunist aus Friedersdorf bei Zittau, verhaftet, von der SS im Sächsischen Hof misshandelt und an den Folgen verstorben, nach anderen Angaben von dem SS-Mann Erich Hanisch erschossen
(Alwin Hanspach, (KPD) war Arbeiter aus Friedersdorf bei Zittau und seit 1921 Mitglied der KPD. Nach tagelangen Verhören in der SS Wache im „Sächsischen Hof“ wurde er in der „Schutzhaft“ erschossen. Kurz vor seiner Verhaftung hatte er, den von den Faschisten gesuchten, Reinhold Hentschke, von Friedersdorf aus, über die Grenze nach Grottau gebracht.
In der SS – Wache „Zum sächsischen Hof“ wurde er von den Faschisten zu Tode gefoltert. Sein Wissen und über seine in der Illegalität kämpfenden Genossen und Freunde, nahm er mit in den Tod.
In einer offiziellen Anzeige der Amtshauptmannschaft Zittau wurde mitgeteilt, dass am 11.04.1933 gegen 03.00 Uhr, Alwin Hanspach in der Wachstube der SS, (frühere Volksbuchhandlung) versuchte einen SS – Mann die Waffe zu entreißen. Dabei wurde er von dem technischen Betriebsleiter Erich Hanisch in „Notwehr“ erschossen.
Die Frau von Alwin Hanspach befand sich wegen kommunistischer Umtriebe in Schutzhaft. Bei der Urnenbeisetzung von Alwin Hanspach durfte niemand von seinen Genossen und Freunden dabei sein. In der Nacht, legten sie heimlich einen Kranz mit roter Schleife auf das Grab, den die Faschisten kurz darauf wieder entfernten.
Nach der Beisetzung verfassten Richard Horn und Reinhold Rau (KPD) ein Flugblatt mit dem Titel: “Heraus zum Protest gegen die braunen Mordbestien!”)
Der Fall Hanspach
Auch der bekannte KPD-Funktionär Reinhold Hentschke wurde während eines kleinen Grenzverkehrs kurzfristig geschnappt. Im gelang aber sofort die Flucht aus dem Grenzhaus und er floh nach Friedersdorf zum Parteigenossen Alwin Hanspach, der ihn dann sicher über die grüne Grenze geleitete. Hanspach ereilte später ein grausames Schicksal, wie viele seiner aktiven Genossen im Kampf gegen Hitler und sein Regime.
Die Vossische Zeitung meldete am 11. April 1933: "Alwin Hanspach, kommunistischer Arbeiter aus Freidersdorf bei Zittau in der Schutzhaft erschossen...Hanspach versuchte in den Schlafraum der SS einzudringen...als ihm ein SS-Mann entgegentrat wollte er ihm die Waffe entreißen. Der SS-Mann gab einen Schreck-Schuß ab und als Hanspach nicht von ihm ließ, feuerte er einen gezielten Schuß ab, durch den Hanspach tödlich getroffen wurde. Die Frau des Erschossenen befindet sich seit gestern wegen kommunistischer Umtriebe in Schutzhaft."
In einer offiziellen Anzeige über Unglücksfälle bzw. Selbstmorde bei der Amtshauptmannschaft Zittau wurde mitgeteilt, "dass am 11. April 1933 gegen 3.00 Uhr in Zittau in der Wachstube der SS-Wache (früher Volksbuchhandlung) der Alwin Max Hanspach aus Freiderdorf den Tod durch Erschießen fand. Der Verstorbene wurde bei einem tätlichen Angriff gegen SS-Mannschaften getötet. Der technische Betriebsleiter Erich Hanisch hat Hanspach in Notwehr erschossen."
Julius Pawel (gest. 22. April 1933), Kommunist, verhaftet, von der SS im Sächsischen Hof misshandelt und an den Folgen verstorben
(Pavel wurde während einer Vernehmung, die SS-Standartenführer Prodehl selbst leitete, in der Zittauer SS-Wache erschlagen. Nachdem sich der Standartenführer überzeugt hatte, dass Pavel die letzten Atemzüge machte und selbst das ständige Übergießen mit kaltem Wasser keine Reaktion mehr zeigte, ließ er Pavel in einer Kellerecke aufhängen. Die Nazis teilten den Angehörigen lapidar mit, dass Julius Pavel am 22. April 1933 den Freitod durch Erhängen gewählt hatte.
Im offiziellen Untersuchungsbericht der Amtshauptmannschaft Zittau über Unglücksfälle bzw. Selbstmorde wurde dazu mitgeteilt, "dass am 22. April 1933 gegen zwei Uhr bis halb sieben Uhr in Zittau im Bierkeller Neustadt 34 der Julius Pavel den Tod fand durch Erhängen." Als Grund wurde angegeben: "wirtschaftliche Verschuldung und wahrscheinliche Furcht vor einer Strafe.")
Sächsische Zeitung, Lokalteil Zittau, 24.11.1952
Am 24. November 1952 veröffentliche die Sächsische Zeitung im Lokalteil Zittau nachfolgenden Artikel zum Prozess:
Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesühnt
Vom 5. bis 7. November 1952 verhandelte der Strafsenat des Bezirksgerichts Dresden im Strafverhandlungssaal. des Kreisgerichts Zittau gegen die ehemaligen SS-Angehörigen Hanisch, Prodehl, Zurek, Söhnel, Zschuppe und Tappert.
In Zittau hatte der SS-Sturm 48 unter Leitung des Sturmführers Phrodehl die Aufgabe, die Klassenkampforganisationen des Proletariats zu zerschlagen. Arbeiterfunktionäre und auch andere Personen, die Irgendwie „verdächtig” waren, antifaschistisch eingestellt zu sein, wurden ohne rechtliche Grundlage willkürlich festgenommen. Haftbefehle gab es nicht. Stattdessen wurden die Antifaschisten mit Fußtritten und Faustschlägen zum SS-Wachlokal (Sächsischer Hof — später Alte Sparkasse) geschleppt. Auch richterliche Vernehmungen, wie sie selbst in einer formalen, bürgerlichen Demokratie nach einer Verhaf6tung üblich sind, entfielen.
Es wurden Methoden des Verhörs angewandt, wie wir sie als Parallele nur noch im Mittelalter finden. Etwa 20 Zeugen wurden vernommen, die die grauenvollen Taten der SS-Banditen des Sturmes 46 am eigenen Leibe während der ersten Verhaftungswelle vom März bis November 1933 zu spüren bekommen hatten. Fußtritte und Faustschläge gehörten zum „guten Ton”. Aber auch Zähneausschlagen und -ausbrechen waren tägliche Praktiken der SS-Leute.
Um den Tag der sogenannten Machtübernahme irgendwie zu rechtfertigen, brauchte man Geständnisse in der Form, dass die Kommunisten den bewaffneten Aufstand vorbereitet hätten. Fielen die Aussagen der widerrechtlich Festgenommenen nicht dementsprechend aus, und sie konnten es auch gar nicht, wurden die Antifaschisten barbarisch geschlagen.
Besonders häufig kam es vor, dass die Festgenommenen über – einen Schreibmaschinentisch gelegt wurden und mit Gummiknüppeln, zerlegten Autoschläuchen und anderen Schlaggegenständen bis zu 200 Hiebe hintereinander bekamen. Wer das Bewusstsein verlor, wurde mit Wasser übergossen und die Prügelei ging weiter. Die am ganzen Körper blutig Geschlagenen wurden im Anschluss daran durch eine Falltür in den Kellerraum gestoßen, wo sie zum Teil tagelang schmachten mussten. Dieser Keller besaß weder Tages – noch elektrisches Licht. Als Liegemöglichkeit war etwas Stroh verteilt, das aber angesichts der Tatsache, dass die Festgenommenen ihre Notdurft ebenfalls Im gleichen Raum verrichten mussten, verwest war.
nach 1945
Heute befindet sich an der sogenannten Neustadtküche, dem ehemaligen „Sächsischen Hof“ in Zittau, gegenüber dem Gebäude der heutigen Sparkasse (Frauenstraße), eine Gedenktafel für die zwei im Frühjahr 1933 von den Faschisten ermordete Antifaschisten: Albin Hanspach und Julius Pawel.
Die Inschrift lautet:
„In diesem Haus wurden 1933 unsere Genossen gemartert
Dabei ließen ihr Leben
Alwin Hanspach 11. März 1933
Juluis Pawel 22. April 1933“
Quelle: Revolutionäre und Kämpfer der ersten Stunde des Kreises Zittau
Gerichtsverfahren nach 1945
LG/BG Dresden 521107 Az.: 1aKLs186/52 I76/52
Beschluss-Nr.: 193/2013
Der Verwaltungs- und Finanzausschuss der Großen Kreisstadt Zittau fasst den Beschluss, das Grundstück Neustadt 34, Flurstück-Nr. 644 der Gemarkung Zittau mit einer Größe von 890 m⊃2;, zu einem Preis von 50.000 Euro an Herrn Dr. Gert und Frau Heidemarie Thomas, wohnhaft in 02785 Olbersdorf, zu veräußern und vorerst ein bis zum 31.12.2014 befristetes Angebot zum Abschluss eines Kaufvertrages abzugeben.