Heil- und Pflegeanstalt Stadtroda
Albrecht Rosemarie
Unter ihrer Aktenführung starben im Krankenhaus für Psychiatrie in Stadtroda/Thüringen von 1940 bis 1942 über 150 Frauen und elf Kinder. Erwiesen ist, dass hier mit Beruhigungsmitteln in Überdosis getötet wurde. Das wusste in den 1960er Jahren auch schon das Ministerium für Staatssicherheit – nur vertuschte das MfS die Vergangenheit der Vorzeige-Ärztin. Denn man hat genaue Unterschiede gemacht: Prominenten, die für das DDR-System gewonnen werden konnten, drohte keine Strafverfolgung. Und Albrecht, inzwischen Prof. Dr. Albrecht, hat Walter Ulbricht behandelt, war Dekanin an der Universität Jena, Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, „Verdienter Arzt des Volkes“ und Nationalpreisträgerin. Aufgerollt wurde der Fall erst wieder, als Angehörige von Ermordeten nachfragten und nach dem Mauerfall die Akten wieder zugänglich wurden (in den StasiArchiven lagen noch 30.000 NS-Krankenakten). Ihre Karriere in der NS-Zeit konnte Frau Albrecht mit Hilfe der Stasi wohlweislich verschweigen, denn die hatte den operativen Vorgang „Ausmerzer“ angelegt und alle Akten unter Verschluss gehalten. Im Jahre 2000 begann die Staatsanwaltschaft Gera jedenfalls gegen Rosemarie Albrecht zu ermitteln. Dr. Werner Platz war als Psychiater beauftragt, den Fall Albrecht zu begutachten. Er und die anderen Gutachter sahen die Schuld Albrechts als erwiesen an und nannten ihre Vorgehensweise „besonders heimtückisch“, da hier Mediziner ihre schutzbefohlenen Patienten systematisch mit Schlafmitteln umgebracht hatten. 2004 wurde das Verfahren gegen Rosemarie Albrecht eröffnet, und 2005 wurde es eingestellt – wegen Verhandlungsunfähigkeit der Angeklagten. Damit gilt Frau Albrecht als unschuldig. Die Mediziner, die für sie aussagten und sie verteidigten, waren übrigens alles ehemalige Schüler von ihr. „Staatlich sanktionierter Rufmord“ und „Hetze gegen eine verdienstvolle Frau“ waren noch die mildesten Schlagzeilen, die im Osten erschienen. Von Selbstkritik oder -erkenntnis keine Spur.