Außenlager Neckarelz

Übersicht

Deutschland, Bundesland Baden-Württemberg, Regierungsbezirk Karlsruhe, Landkreis Neckar-Odenwald-Kreis

Eröffnung
Am 15. März 1944 wurden 500 Häftlinge des KZ Dachau in der Schule von Neckarelz einquartiert. Das dortige Schulgebäude wurde zur Außenstelle Neckarelz I des KZ Natzweiler. Dort wurden fünf Klassenzimmer zu Schlafräumen für die etwa 800 Häftlinge umfunktioniert. Durch den Schichtbetrieb in der Fabrikanlage waren immer nur die Hälfte der Häftlinge in den Räumen. Der Schulhof war nun Appellplatz. Darum wurden Stacheldrahtverhau und Wachtürme errichtet. Noch 1944 wurden zusätzlich in dem Bereich Baracken gebaut und eine Duschanlage für das ebenfalls vergrößerte Wachpersonal. Hinter diesen Baracken gab es für den Lagerkommandanten einen Garten.
Den Weg von Neckarelz zu den Stollen in Obrigheim mussten die Häftlinge täglich zu Fuß über die damals bestehende Eisenbahnbrücke zurücklegen. Die Aufgabe der ersten Häftlinge war es, die Zufahrtswege zu den Stollen auszubauen und den weiträumigen Tunnelboden zu befestigen und zu ebnen, Stromleitungen zu verlegen, um dort schnellstmöglich Maschinen betreiben zu können. Das benötigte Baumaterial (die Firma Hochtief, die die Arbeiten organisierte, rechnete mit circa 750 Tonnen Eisen und 3200 Tonnen Zement) musste auf dem Rücken über 40 Höhenmeter eine schmale Treppe hinauf transportiert werden. Außerdem mussten die Häftlinge in der Umgebung mehrere Barackenlager zur Unterbringung von weiteren Zwangsarbeitern errichten.

Schließung
Am 30.03.1945 Evakuierung der Kranken und gehunfähigen Häftlinge aus Neckarelz und Neckargerach per Bahn nach Dachau. Wegen zerstörter Bahnlinien blieben die Häftlinge in Osterburken. Bevor die amerikanischen Truppen die Gefangenen befreien konnten, waren 40 in den überfüllten Wagons gestorben. Am 28.03.1945: Todesmarsch der Neckarelzer Kommandos in das KZ Dachau. Etwa 4.000 Häftlinge marschierten in mehreren Gruppen über Neuenstadt, Kupferzell nach Waldenburg, wo sie per Bahn weiter nach Dachau gebracht wurden und dort am 02.04.1945 ankamen. Eine andere Gruppe von 400 Häftlingen marschierte zu Fuß nach Dachau und kam am 27.04.1945 dort an. Insgesamt sind 3.400 Häftlinge in Dachau angekommen.

Deportationen
Bis September 1944: fünf Transporte mit insgesamt 397 Arbeitsunfähigen Häftlingen in das Stammlager Natzweiler und im Oktober 1944: 222 Kranke in das KZ Dachau; in das Außenlager Vaihingen insgesamt 133 Arbeitsunfähige und zwei Ärzte.

Häftlinge
Am 23.03.1944: 500 Häftlinge aus dem KZ Dachau; durschnittlich etwa 1.000

Geschlecht
Männer

Einsatz der Häftlinge bei
Messerschmitt AG; Heinkel Flugzeugwerke; SS-Bausonderinspektion III, Obrigheim, SS Führungsstab A 8; Verschiedene Baufirmen

Art der Arbeit
Stollenbau in Obrigheim und Neckarzimmern; Arbeit im Zementwerk; Arbeit in der Gurkenkonservenfabrik in Diedersheim, Verlade- und Transportarbeiten

Bemerkungen
Die Häftlinge waren in der Volksschule, an der Hauptverkehrsstraße nach Mosbach untergebracht. Die Lager in Neckarelz sind im Zusammenhang mit dem Verlagerungsprojekt A 8 entstanden. Dies betraf vier unterirdische Anlagen: Die Gruben Friede (Tarnname Goldfisch), und Ernst (Tarnname Brasse) in Obrigheim, eine Grube in Hochhausen (Tarnname Rotzunge) und ein Eisenbahntunnel in Asbach (Tarnname Kormoran). Die Häftlinge, die für das Projekt A 8 Arbeiten mußten waren auf die Lager Neckarelz I und II, Bad Rappenau, Neckarbischofsheim und Asbach verteilt. Haupteinsatzort der Häftlinge in Neckarelz war die Grube Friede in Obrigheim sowie die nahe gelegenen Baustellen. Im Spätsommer 1944 forderte eine Typhusepidemie zahlreiche Todesopfer.


Täter