Außenlager Neu-Dachs

Außenlager Neu-Dachs in Jaworzno

Beschreibung

SS-Arbeitslager Neu-Dachs

Polen, Woiwodschaft Schlesien, Kreisfreie Stadt Jaworzno

Es wurde in der Nähe des Bergwerks „Dachs“ (vor dem Krieg „Jan Kanty“) in
Jaworzno angelegt, an der Kreuzung der Straße Jaworzno–Katowice (Kattowitz) und der Straße nach Wysoki Brzeg (Brieg).

Eröffnung
15.06.1943

Schließung
Am 17. Januar 1945 wurden die Häftlinge zuerst in ein Nebenlager in Blachownia Śląska (Blachstadt) getrieben, dann weiter in das KZ Groß-Rosen und vier Tage später nach Buchenwald. Dies war einer der längsten und blutigsten Todesmärsche, auf dem SS-Männer mehrere hundert Häftlinge erschossen. Im Lager blieben etwa 400 kranke Häftlinge zurück, die am 19. Januar 1945 von den sowjetischen Truppen befreit wurden.

Häftlinge
Am 17.01.1945 3.664 Häftlinge

Von insgesamt 13574 Häftlingen überleben keine tausend

Geschlecht
Männer

Einsatz der Häftlinge bei
Energieversorgung Oberschlesien AG
Metallwerke der Firma Berg-Hütte
Philipp Holzmann AG
Wayss & Freytag
Plüschke & Grosser
Firma Berle
Hoch- und Tiefbau

Art der Arbeit
Kohlenbergbau in den Werken Neudachs, Friedrich, August und Rudolf
Bau des Bergwerks Richard, Schacht Leopold
Bau einer Bahnabzweigung
Bau des Kraftwerks Wilhelm

Januar 1945 starben bei der Bombardierung von Jaworzno 50 Häftlinge

Die Häftlinge wurden in Marschkolonnen unter der Eskorte bewaffneter SS-Männer mit Hunden zur Arbeit geführt. Seit den ersten Fluchten schloß man die Häftlinge während des
Marschs an eiserne, mit Hängeschlössern versehene Stangen an.

Täter

Bemerkungen
Der ehemalige Lagerführer Bruno Pfütze starb 1945 in Oslo. 14 ehemalige Mitglieder der SS-Besatzung des Lagers Neu-Dachs wurden in den Jahren 1947/48 durch den polnischen Obersten Gerichtshof beziehungsweise das Bezirksgericht in Krakau zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Ermittlungen gegen Friedrich Ontl wurden 1967 eingestellt. Hans Olejak und Ewald Pansegrau wurden 1976 wegen Häftlingstötungen in Jaworzno und bei der Evakuierung nach Blechhammer angeklagt und 1980 in Aschaffenburg freigesprochen."

Das Lager wurde von 1945 bis 1956 als Zentrales Arbeitslager des polnischen Geheimdienstministeriums weitergeführt. Sehr viele der Todesopfer beider Lager liegen hier heute noch anonym verscharrt bzw. bestattet in nur teilweise gekennzeichneten Massengräbern.


Im Februar 1945 wurde das Lager zunächst vom NKWD in Besitz genommen, und dann vom polnischen Ministerium für Öffentliche Sicherheit übernommen und in Zentrales Arbeitslager umbenannt. Dabei wurde die Inschrift über dem Tor „Arbeit macht frei“ ersetzt durch „Praca uszlachetnia człowieka“ („Arbeit adelt den Menschen“). Die Wachen waren Soldaten des Inneren Sicherheitskorps (Korpus Bezpieczeństwa Wewnętrznego).

Kommandant war ab 1949 Salomon Morel, der davor für seine Grausamkeiten im Arbeitslager Zgoda in Świętochłowice bekannt wurde. Andere Kommandanten waren Stanisław Kwiatkowski, Ivan Mordasov und Teofil Hazelmajer.

Nach den unvollständigen offiziellen Zahlen starben 1.535 Personen zwischen 1945 und 1947, 972 davon bei einer Typhusepidemie. Nebenlager gab es in Chrusty und Libiąż.


Erinnerung
Auf dem Denkmal für die Opfer des Arbeitslagers in Jaworzno steht geschrieben: „In den Augen der Törichten sind sie gestorben; aber sie ruhen im Frieden.“ Auf drei Tafeln steht auf Polnisch, Ukrainisch und Deutsch geschrieben: „In Erinnerung an die polnischen, ukrainischen, deutschen und alle anderen unschuldigen Opfer des kommunistischen Terrors, die im Zentralen Arbeitslager des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit in Jaworzno in den Jahren 1945-1956 eingesperrt waren, ermordet wurden oder starben, von der Nachwelt in Ehre gehalten“.
Die Einweihung des Denkmals durch die Präsidenten Polens und der Ukraine, Aleksander Kwaśniewski und Leonid Kuczma, erfolgte am 23. Mai 1998. Des Weiteren steht am Ort der früheren Gefängnisgebäude, nicht weit von der heutigen Musikschule im Stadtteil Stałe, ein Denkmal in Form einer Granitplatte, auf der geschrieben ist: „Auf diesem Gebiet stand in den Jahren 1945 - 1956 das Jugendgefängnis für politische Häftlinge, den ‚Jaworznicy’ – Seine Freiheit kann man wiedererlangen – die Jugend nicht“.


Urteilsbegründung des Schwurgerichts beim Landgericht Aschaffenburg
gegen 0lejak Hans Stefan und Pansegrau Ewald
wegen der Anklage des Mordes
vom 29 Juli 1981

14.11.1943

Am 14. November 1943 werden mit einem LKW Transport 250 arbeitsunfähige Muselmänner aus dem Lager Neu-Dachs ins Lager Auschwitz zurückgeschickt, d. h. in den Gastod oder in das Krematorium. So geht es immerfort. Wehe dem, der die Hand oder den Fuß gebrochen hatte, er ging bedingungslos in den Kamin.

Piper Franciszek

Aussage nach 1945
Situation der Grubenarbeiter in Neu-Dachs
Vor dem Hinunterfahren amüsierten sich die SS-Männer damit, daß sie Zigaretten in die Höhe warfen und den Häftlingen befahlen, sie aufzufangen. Im Augenblick, da die Häftlinge den Befehl ausführten, hetzte man Hunde auf sie.