Nebenlager Ebensee

Übersicht

Lageplan des ehemaligen Konzentrationslagers gelegt über den Grundrissplan der Finkerleiten-Siedlung

Bezeichnung: Zement

Gebiet: Österreich, Bundesland Oberösterreich, Bezirk Gmunden

Eröffnung: 18.11.1943

Häftlinge: Höchster Häftlingsstand: 18.437

Geschlecht: Männer

Einsatz der Häftlinge bei:
SS-Führungsstab B 9; Solvay Kalksteinbergwerke; Großdeutscher Schachtbau; Deutscher Bergbau Hermann Göring; Nieblungen-Werk GmbH; Siemens-Bau-Union; Siemens-Schuckertwerke AG; / Steyr-Daimler Puch

Art der Arbeit:
Stollenbau für ein Raketenentwicklungswerk; Bedienung von Destillationsanlagen und Kugellagerproduktion

Täter

Bemerkungen
Nach der Befreiung verwendete die US-Armee das Lager als Gefangenenlager für die deutsche SS Einheit „Panzerdivision Hohenstauffen“, bevor es dann als „Displaced-Person-Camp“ genutzt wurde. Aufgrund von Spannungen zwischen den polnischen und den jüdischen Lagerbewohnern wurden die meisten jüdischen DPs nach Bad Gastein verlegt.

Im Juli 1946 entschied der Gemeinderat, des im Salzkammergut liegenden Ortes Ebensee, das Konzentrationslager abzureißen und die Grundfläche zur Verbauung einer Arbeitersiedlung auszuschreiben. Die dort vorhandene Infrastruktur von Wasser, Strom, Ka
nalisation und die Anbindung an das Verkehrswesen erschienen den Verantwortlichen
geradezu perfekt dafür geeignet. Um sicher zu gehen, dass die mittlerweile parzellierten Gründe auch gekauft und damit die letzten Spuren eines Konzentrationslagers verschwinden würden, pries man den Quadratmeter um ca. vier Schilling an, was weit unt
er den damals üblichen Grundstückspreisen lag. Heute ist die dara uf entstandene
Finkerleiten-Siedlung eine Ansammlung von Häusern mit Gärten, spielenden Kindern und spazierenden älteren Menschen geworden. Die Menschen, die dort wohnen, nehmen diesen Raum nach eigenen Aussagen als Idylle wahr. Sie wissen von der vormal igen Geschichte des Konzentrationslagers, könnten aber damit leben.
Quelle: Wahrnehmung und Erinnerung am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Ebensee von Peter Egger

17.11.1943

Am 17.11.1943 treffen mit einem Überstellungstransport 30 "Häftlinge vom SS-Arbeitslager Wiener Neustadt, Pottendorfstraße 39 kommend, im Konzentrationslager Mauthausen (Außenlager Ebensee) ein. Die "Häftlinge wurden im provisorischen Lager der „alten Weberei“ (ehemaliges industrielles Großbetriebsgebäude der Pottendorfer-Felixdorfer Spinnerei und Weberei) untergebracht.

18.11.1943

Am 18.11.1943 treffen mit einem Überstellungstransport 63 "Häftlinge vom Konzentrationslager Mauthausen (Stammlager) kommend, im Konzentrationslager Mauthausen (Außenlager Ebensee) ein. Die "Häftlinge wurden im provisorischen Lager der „alten Weberei“ (ehemaliges industrielles Großbetriebsgebäude der Pottendorfer-Felixdorfer Spinnerei und Weberei) untergebracht.

19.11.1943

Am 19.11.1943 treffen mit einem Überstellungstransport ? "Häftlinge vom Konzentrationslager Mauthausen (Stammlager) kommend, im Außenlager Ebensee ein. Die "Häftlinge wurden im provisorischen Lager der „alten Weberei“ (ehemaliges industrielles Großbetriebsgebäude der Pottendorfer-Felixdorfer Spinnerei und Weberei) untergebracht.

06.05.1945

Häftlinge im KL Ebensee 1945 nach der Befreiung

Am 06.05.1945 um 14:50 Uhr erreicht ein Vorkommando der 1st Platoon des «B» Troop der yd Cavalry Reconnaisance Squadron (Mechanised), unter (Platoon commander Lieutenant Ross R. Courtright * 02.21.1920 + 11.02.1989 Saint Petersburg, Pinellas, FL: liberator of the Ebensee concentration camp) 80th Infantry Division, 3rd U.S. Army unter Major Timothy Brennan mit 6 Jeeps und 3 Panzerwagen das Einganstor des Außenlager Ebensee.

Statement Lieutenant Ross R. Courtright
When we arrived at camp, we poured hundreds of cheering against prisoners who went on a journey inside the camp impossible. I allowed after consultation with the company my men, each for two people to walk through the camp: they were hugged and kissed and they were scared of all this misery. They threw on the detainees chocolate and preserves. But after they had eaten nothing for days, killing many of the detainees because they over ate.

80th Infantry Division was recognized as a liberating unit by the U.S. Army Center of Military History and the United States Holocaust Memorial Museum in 1993.

Finkerleiten-Siedlung

Torbogen des ehemaligen Haupteingangs zum Lager Ebensee

Die Finkerleiten-Siedlung zeigt sich als Idylle. Vor allem bei schönem Wetter spaziert man gemütlich durch die Siedlung, die umringt ist von Bergen und Wäldern, und man käme nie auf das, was hier einmal stattgefunden hat. Nur das ehemalige Hauptlagertor und der Gedenkfriedhof stechen als unübersichtliche Denkmale architektonisch aus der Kleinhäusersiedlung heraus und verweisen auf eine andere Zeit.
Im Kampf gegen das Vergessen waren es Einzelinitiativen, die am Ort materielle und immaterielle Zeichen setzten und somit einen neuen reflektierten Umgang mit dem Gedenken förderten. Der Ort des ehemaligen Konzentrationslagers ist durch eine Arbeitersiedlung überbaut worden. Doch inwieweit ist es möglich mit einer neuen Geschichte eine andere Geschichte auszulöschen? Mit dem Bau der Siedlung, eigneten sich die Siedler den Raum des ehemaligen Konzentrationslagers nach und nach an, und die „Notwendigkeit des Gedenkens“ wurde in den eingegrenzten KZ-Friedhof ausgelagert. Dies funktioniert aber nur teilweise, da, die Wege durch die Finkerleiten-Siedlung zum „Löwengang“ oder zu den Stollen dieses zentralisierte Gedenken am KZ-Friedhof wieder aufbrechen und dadurch die ganze Finkerleiten-Siedlung wieder zum Gedenkort wird.
Wenn die Finkerleiten-Siedlung zu den jährlichen Gedenkfeiern begangen wird, spürt man eine angespannte Situation in der Siedlung. Es hat den Anschein, als würden an diesem Tag die Anrainer flüchten. Nur vereinzelt sieht man Bewohner der Siedlung, die dann aber an diesem Tag bewusst arbeiten und die Veranstaltungen etwa durch Motorenlärm stören.
Quelle: Wahrnehmung und Erinnerung am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Ebensee von Peter Egger

Lehrer Siegmund

Lehrer Siegmund geb. 11. April 1911 in Trzebinia, gest. am 9. Oktober 1986 in New York, kam 1939 als polnischer Soldat in deutsche Kriegsgefangenschaft. 1940 wurden die jüdischen Soldaten nach seinen Angaben der SS ausgeliefert. Bis 1945 überlebte er die Zwangsarbeit in fünf Außenstellen von Konzentrationslagen in Schlesien, bevor er am 6. Mai 1945 in Ebensee, einer Außenstelle des KZ Mauthausen, befreit wurde. In einem demütigenden Entschädigungsverfahren, das 1949 durch seinen Antrag eingeleitet und am 31. Mai 1957 ablehnend entschieden wurde, bezweifelte die Entschädigungsbehörde beim Hildesheimer Regierungspräsidenten die Haftzeiten, weil es Differenzen zwischen seinen erinnerten Zeitangaben und den „objektiven Daten„ des Internationalen Suchdienstes in Arolsen (International Tracking Service, ITS) gab. Lehrers Frau Ruzia, seine Tochter Sonia und seine Eltern kamen in Auschwitz ums Leben. Lehrer musste nach seiner Befreiung bis Februar 1948 in Österreich bleiben, obwohl er sich seit Frühjahr 1947 bemühte, nach Hildesheim zum Vetter Siegfried Gross zu kommen, in dessen Firma er einsteigen wollte. Wegen der Zuzugssperre musste er einige Monate im DP-Camp Kassel verbringen, bevor er am 1. Juli 1948 die Zuzugsgenehmigung mit Wohnung bei Siegfried Gross erhielt. Spätere Adressen waren Pestalozzistr. 5 (1948), Moltkestr. 33 (1950), Von-Emmich-Str. 24 (1951), Hannoversche Str. 1 (1954).Am 6. September 1952 heiratete Lehrer Liselotte Jutta Hertter.