|
|
Bezeichnung: M I
Gebiet: Bayern
Eröffnung: 28.07.1944
Schließung: Die zurückgelassenen Häftlinge wurden am 02.05.1945 befreit. Mehrere tausend Häftlinge wurden Ende April per Zug nach Poing evakuiert. Dort wurde ihnen fälschlicherweise mitgeteilt, daß der Krieg zu Ende sei, worauf die Häftlinge den Zug verließen. Kurz darauf wurden sie von SS- und Wehrmachtseinheiten beschossen und wieder in den Zug zurückgetrieben. Ein gleichzeitiger Luftangriff kostete ungezählten Häftlingen das Leben. Am 29.04.1945 wurde der Zug abermals bei Beuerberg aus der Luft angegriffen. Danach wurde der Zug geteilt. Ein Transport fuhr in Richtung Tutzing, wo die Häftlinge am selben Tag befreit wurden. Der andere Teil fuhr nach Seeshaupt und wurde am 30.04.1945 befreit.
Deportationen: Am 15.09.1944: 277 Häftlinge nach KZ Auschwitz, am 25.10.1944: 554 nach KZ Auschwitz
Häftlinge: Im Sommer 1944: erster Transport von etwa 1.000 Juden aus Auschwitz; später ca. 2.000
Geschlecht: Männer
Einsatz der Häftlinge bei: Fa. Pollensky & Zöllner, OT-Oberbauleitung Mühldorf
Art der Arbeit: Bauarbeiten
Bemerkungen: Die Außenlager Kaufering um Landsberg und die Außenlager um Mühldorf sind im Zusammenhang mit den Planungen des sogenannten Jägerstabs entstanden. Hierbei handelte es sich um einen Versuch, die Lufthoheit der alliierten Streitkräfte durch die verstärkte Produktion von Jagdflugzeugen zu brechen. Zu diesem Zweck sollten ab Mitte 1944 in aller Eile riesige Betonbunker, Jägerbauten, errichtet werden, in die man die durch Bombenangriffe stark beschädigten Produktionsanlagen verlegen wollte. Unter Leitung der OT wurden vier Firmen beauftragt, die entsprechenden Bunker zu bauen: Für das Projekt Ringeltaube bei Landsberg waren für den Bunker Weingut II die Firma Leonhard Moll, für Walnuß II die Firma Karl Stöhr, für Diana II die Firma Philipp Holzmann zuständig. Alle Baustellen befanden sich im Nordwesten von Landsberg. Bei Mühldorf sollte im Süden von Mettenheim der Bunker Walnuß I durch die Firma Polensky & Zöllner entstehen. Da der Bedarf an Arbeitskräften nicht durch reguläre Kräfte gedeckt werden konnte, wurden zahlreiche Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und v. a. KZ-Häftlinge nach Landsberg bzw. Mühldorf verlegt. Da nur auf wenige schon bestehende Baulichkeiten zurückgegriffen werden konnte, waren die Häftlinge mit einer improvisierten, völlig unzureichenden Unterbringung konfrontiert und in kürzester Zeit brachen Ungezieferplagen und Seuchen aus. In die Mühldorfer Lager M I, Waldlager V, VI, Mittergars und Thalham wurden ca. 7.500 Männer und 800 Frauen verschleppt. Durchschnittlich waren ca. 3.000-5.000 Häftlinge in den Lagern. Die Häftlinge waren fast ausschließlich Juden und kamen v. a. über die KZ Auschwitz und Stutthof oder direkt aus Ungarn nach Bayern. Ab Januar 1945 wurden Häftlinge v. a. aus Lagern im Reichsgebiet in die Mühldorfer und Kauferinger Lager deportiert. M I war das Hauptlager und Standort der SS Kommandantur. Die Zahl der in den Mühldorfer Lagern gestorbenen Menschen läßt sich nicht bestimmen. 3.556 Häftlinge haben nachweislich überlebt. Für das Lager M I sind in einem Totenbuch 1.341 Todesfälle angegeben. Rechnet man die nach Auschwitz deportierten und die Toten in den kleineren Lagern und dem Waldlager V, VI sowie die Häftlinge, die während der Evakuierung gestorben sind, hinzu, kann man davon ausgehen, daß fast die Hälfte aller Häftlinge in den Mühldorfer Lagern umgekommen ist
© 2006 tenhumbergreinhard.de (Düsseldorf)
|