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Bezeichnung
Gebiet Niedersachsen, Landkreis Hannover, Kreisfreie Stadt Hannover
Eröffnung: 17.07.1943
Schließung: am 05.04.1945 Evakuierung nach Bergen-Belsen; 08.04.1945 nach Gardelegen Am 07.04.1945 nach Bergen-Belsen und Gardelegen
Deportationen
Häftlinge Am 25.03.1945: 1.470; Die Häftlinge kamen aus Polen, Frankreich, der UdSSR, Belgien, Deutschland, Dänemark, Italien, Griechenland und der Tschechoslowakei
Geschlecht Männer
Einsatz der Häftlinge bei Accumulatorenfabrik AG
Art der Arbeit Herstellung von Batterien für U-Boote und Torpedos
Lageralltag Um 3 Uhr 30 wurden die Häftlinge geweckt. Sie hatten dann bis 5 Uhr Zeit, die Betten zu machen, gewöhnlich begleitet von Schlägen. Frühstück gab es um 5 Uhr 15 und den Appell um 5 Uhr 30. Sie arbeiteten von 6 bis 12 Uhr 30 an ihren Arbeitsplätzen. Es dauerte 6 bis 7 Minuten, um von der Arbeitsstelle zur Unterkunft zu marschieren. Von 12 Uhr 30 bis 13 Uhr 30 blieb Zeit für Mittagessen und die Rückkehr an die Arbeit von 13 Uhr 30 bis 18 Uhr. Dies galt für die Tagesschicht. In der Nachtschicht marschierten sie nach dem Abendessen los und wurden dort bis 7 Uhr am nächsten Morgen festgehalten. Nach dem Abendappell gehörte die Zeit den Häftlingen, bis das Licht um 21 Uhr ausging.
Verpflegung Zum Frühstück erhielten die Häftlinge ein Brot, l V2 Kilo schwer, für 17 Personen. Ganz selten gab es Kaffee, aber weil der so schlecht war und es anderes Wasser nicht gab, wurde er zum Schrubben des Bodens oder zum Waschen benutzt. Zum Mittagessen erhielten sie dreiviertel Liter Kohlsuppe und abends, nach 12 Stunden körperlicher Arbeit, ein Brot für sechs und 250 Gramm Margarine für 25 Häftlinge.
Geringfügige Zwischenfälle und Reibungen Die Misshandlung von Häftlingen war an der Tagesordnung. Geringfügigkeiten (Fehlverhalten beim Appell, mangelhafte Reinigung der Baracke, nachlässiges Pritschenmachen usw.) wurden hart geahndet durch 15 bis 50 Schläge mit einem Gummiknüppel, der bei den Häftlingen Conti hieß. Wenn der die Bestrafung Ausführende sich verzählte, begann die Prozedur von vorn. Gefangene, die nicht mehr aufzustehen vermochten, um zur Arbeit zu marschieren, prügelte man ohnehin mit dem Ergebnis, daß viele von ihnen starben. Verbreitet war, Lagerinsassen zu nötigen, sich eigenhändig umzubringen. Es gab einige Fälle, daß Häftlinge zum Waschhaus gebracht wurden und sie den Befehl erhielten, sich selbst durch Erhängen umzubringen. Ungehorsam, so sagte man ihnen, werde durch schreckliche Folterungen bestraft. Die Häftlinge gehorchten diesen Befehlen, weil sie das schmerzlose Sterben langen, vom Tod gefolgten Leiden vorzogen. Eine entsprechende Anordnung des Lagerältesten ist überliefert: Geh und häng dich auf und du ersparst uns eine Menge Mühe. Folterungen waren alltäglich. Häftlinge wurden ins Waschhaus gebracht und gezwungen, den Mund zu öffnen. Sie bekamen einen Schlauch in den Mund gesteckt und ein starker Wasserstrom wurde in ihren Mund geleitet. Es gehörte nicht viel dazu, den Gefangenen schwerste Verletzungen beizubringen. Alle Häftlinge waren in einem Zustand kompletter Auszehrung, ein Ergebnis unzureichender Ernährung und Überarbeitung. Infolgedessen konnte ein heftiger Schlag, sogar einer mit bloßen Händen, den Tod des Opfers herbeiführen. Die Täter waren in der Mehrzahl sogenannte Kapos, ebenfalls inhaftiert, aber gewöhnliche (Sehwerst) Kriminelle, jedoch gegenüber der Masse der Gefangenen mit Privilegien versehen: bessere Verpflegung, bessere Unterbringung und vor allem mit Aufsichtsfunktionen betraut. Sie hatten die Aufgabe, die Disziplin im Lager aufrechtzuhalten. Und die führten sie mit extremer Brutalität aus.
Bemerkungen Das Lager befand sich nördlich der Staße Auf der Horst und war für 1.000 Häftlinge geplant. Ende 1944 war es mit ca. 1.750 Häftlingen belegt. Es gab zwei Arbeitsabteilungen: eine Bleiabteilung und eine Kunststoffabteilung. In der Bleiabteilung wurde den Häftlingen jeglicher Schutz verwehrt, so daß es massenweise zu Bleikoliken und -vergiftungen kam. Arbeitsunfähige Häftlinge wurden nach Neuengamme gebracht und gegen neue Häftlinge ausgetauscht. Registriert sind 201 Todesfälle im Lager. Die meisten starben an Unterernährung, durch Arbeitsunfälle und Mißhandlungen. Mindestens 8 Häftlinge wurden durch die SS hingerichtet. Vor allem die kranken Häftlinge aus Stöcken wurden während der Evakuierung zusammen mit Häftlingen aus anderen Außenlagern in einer Scheune bei Gardelegen verbrannt oder erschossen.
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